SPD-Kampagne zur Bundestagswahl: Scholz groß, Partei klein

Die SPD will im Wahlkampf mit einem entschlossen dreinblickenden Kandidaten punkten. Zudem fährt sie deftige Angriffe gegen die Union.

Ein Mann im Anzug vor einer Wand roter SPD Plakate mit Olaf Scholz darauf

Ganz schön ruppig: Lars Klingbeil, SPD Generalsekretär, stellt die Kampagne der SPD vor Foto: Kay Nietfeld/dpa

BERLIN taz | Der Wahlkampf hat sich bislang auf die Ungeschicklichkeit der KandidatInnen von Union und Grünen beschränkt. Die SPD will nun Schwung in die etwas lahmende und diffuse Auseinandersetzung bringen. Sie setzt erst mal, wenig überraschend, auf Olaf Scholz. „Scholz packt das an“, steht auf einem Plakat neben dem entschlossen dreinblickenden Kanzlerkandidaten. Die drei Buchstaben „SPD“ sind eher dezent in der Ecke zu erkennen. Scholz groß, die Partei klein, so lautet eine Botschaft. Die Ortsvereine haben schon 120.000 Plakate mit dem Scholz-Konterfei bestellt.

Die PolitikerInnen-Plakate sind alle gleich gestylt. Der Hintergrund ist rot, die Gesichter sind in hartkontrastigem Schwarz-Weiß gehalten und mit einem dreidimensional wirkenden Weitwinkel fotografiert. Das soll markig und konzentriert wirken, läuft aber Gefahr, etwas leblos rüberzukommen. „Wir sind rot in einer bunten Welt“, so SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil, der sich von der Kampagne Erkennbarkeit verspricht.

Prägnant sind vor allem deftige personalisierte Angriffe der Sozialdemokraten gegen die Union. So zeigt ein SPD-Spot eine Holzfigur, eine Ma­trjosch­ka, mit dem leicht verzerrten Antlitz des Union-Kanzlerkandidaten Armin Laschet. Ihn zu wählen, so der Off-Kommentar, heiße „Reiche reicher und Arme ärmer“ zu machen.

Laschet scheint auf diese Konfrontation wenig Lust zu haben: Zwei Auftritte mit Scholz sagte er ab.

Danach sieht man, was in Laschet steckt: der Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen, der „die CDU an den rechten Rand“ rücke. Als letzte Figur ist Nathanael Liminski zu sehen, Chef der Staatskanzlei in Düsseldorf und, so O-Ton SPD, der „erzkatholische Laschet-Vertraute, für den Sex vor der Ehe ein Tabu ist“. Die Union sei, letztes Bild, „leer“.

„Während zwei sich streiten, arbeitet der Dritte“

Klingbeil zeigt diesen Spot am Ende der dreiviertelstündigen Präsentation der SPD-Wahlkampagne in einem Berliner Kino. Eine Kampfansage – Schluss mit Harmonie. Klingbeil gibt sich, trotz der anhaltend bescheidenen Umfragewerte, naturgemäß optimistisch. Zum ersten Mal seit 1949 hätten drei KandidatInnen Aussicht, das Kanzleramt zu erobern. „So spannend war bislang kein Wahlkampf“, so Klingbeil.

Die SPD lässt sich den Wahlkampf 15 Millionen Euro kosten, weniger als 2017. Die Kampagne, die durchdacht und klar wirkt, hat die Agentur BrinkertLück entworfen. Die hat bislang wenig Erfahrung mit Wahlwerbung und sich einen Namen mit Aufträgen für Sportler wie Leon Goretzka, die Robert-Enke-Stiftung und Organisationen wie den DFB gemacht. Der TV-Spot für Scholz ist noch in Arbeit.

Zudem will das Willy-Brandt- Haus, die Parteizentrale in Berlin, auch spontan mit neuen Plakaten und Spots arbeiten, wenn sich Aktuelles ergibt.

Ein Social-Media-Motiv zeigt Scholz zwischen Laschet und Annalena Baerbock. „Während zwei sich streiten, arbeitet der Dritte“, so der Slogan. Das Foto zeigt den Finanzminister, ganz verantwortungsvoller Staatsmann, auf dem Weg nach Washington. Dieses Bild versucht die beiden Schlüsselbotschaften zu fusionieren: den Angriff auf die Konkurrenz und die Inszenierung von Scholz als erfahrenen, vertrauenswürdigen und verlässlichen Politiker. Allerdings ist Scholz bislang nicht durch Angriffe auf die Union oder die Grünen aufgefallen.

Das soll sich ändern. Nicht nur Generalsekretär und die Parteichefs sollen die Union unter Feuer nehmen, auch der Kanzlerkandidat werde dies tun, wie Klingbeil ankündigte.

Laschet scheint auf diese Konfrontation wenig Lust zu haben. Der angeschlagene Kanzlerkandidat der Union hat zwei verabredete gemeinsame Auftritte mit Scholz – einen bei ProSieben und einen bei der IG Metall – abgesagt.

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