piwik no script img

Erst Hitze, dann Feuer im Westen der USA

In zehn Bundesstaaten brennen Wälder. Mancherorts hat die Feuerwehr unerwartete Verbündete

In Glendale bei Los Angeles frisst sich an einem heißen Julimorgen eine Herde Ziegen auf einem hügeligen Feld durchs Unterholz. Die Tiere helfen der Feuerwehr: Biss für Biss beseitigen sie die knochentrockene Vegetation, die in Flammen aufgehen und die Häuser in der Umgebung bedrohen könnte. Sie schaffen so außerdem Pufferzonen zwischen bewaldeten Gebieten und Siedlungen. Diese Korridore ermöglichen es den Feuerwehrleuten, „in einer sichereren Umgebung“ zu arbeiten, sagt Glendales Feuerwehrchef Jeffrey Ragusa.

Die Feuerwehrmannschaften im Westen der USA können derzeit jede Hilfe gebrauchen. Extreme Hitze und Trockenheit haben massive Waldbrände begünstigt. Fast 60 Feuer loderten am Dienstag in zehn US-Staaten von Alaska bis Wyoming. Tausende Menschen mussten fliehen, zahlreiche Häuser sind vernichtet.

Der größte Waldbrand tobte im Südwesten des Staates Oregon. Das sogenannte Bootleg-Feuer hat fast 50 Gebäude vernichtet. Weitere 2.000 Häuser waren bedroht, wie die Feuerwehr mitteilte. Der Brand hatte sich auf eine Fläche von 621 Quadratkilometern ausgebreitet – das ist deutlich größer als die Ostsee-Insel Bornholm. Der Feuerwehr war bis zum Redaktionsschluss nicht gelungen, den Brand einzudämmen.

Weiter südlich hat ein Feuer in Nordkalifornien den Angaben zufolge 362 Quadratkilometer Wald- und Buschland vernichtet. Das von Wind und Dürre begünstigte Feuer ist erst auf einem Viertel des Geländes unter Kontrolle. Über 3.000 Menschen wurden aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen – auch im angrenzenden Nevada.

Die Flammen in Oregon kappten Stromleitungen nach Kalifornien mit einer Kapazität von bis zu 5.500 Megawatt. Die Behörden forderten die Bürgerinnen und Bürger deshalb auf, so viel Strom wie möglich zu sparen, ansonsten werde es zu Stromausfällen kommen. Die Klimaanlagen laufen wegen der Hitze auf Hochtouren und verbrauchen viel Energie, was das bereits stark belastete Netz zusätzlich gefährdet.

Im Staat Washington gelang es der Feuerwehr, die weitere Ausbreitung eines Feuers teilweise zu stoppen. Die Brandfläche war allerdings immer noch 223 Quadratkilometer groß. Etwa 30 weitere große Feuer griffen in Arizona, Idaho und Montana um sich. Die Hitzewelle hat nach Angaben des Wetterdienstes ihren Höhepunkt in vielen Gegenden bereits überschritten. Am Wochenende waren im kalifornischen Death Valley 54 Grad Celsius gemessen worden, in Las Vegas im Bundesstaat Nevada 47 Grad.

In Glendale knabbern die Ziegen weiter für den Brandschutz. Die Vierbeiner kommen von dem Unternehmen Sage Environmental Group. „Wir beobachten sie genau“, meint Unternehmensgründerin Alissa Cope. „Haben wir das Gefühl, dass sie zu viel abgrasen – und das ist im Grunde ihr einziger Nachteil –, locken wir sie mit Heu woanders hin oder halten sie mit Elektrozäunen fern.“ (ap, afp, taz)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen