: Vier Tote nach Präsidentenmord in Haiti
Die Polizei hat die Verdächtigen getötet und weitere festgenommen. Die Unsicherheit im Land dauert an
Nach dem Mordanschlag auf Haitis Präsidenten Jovenel Moïse hat die Polizei nach eigenen Angaben vier Attentäter getötet und zwei weitere festgenommen. „Wir haben ihnen den Weg abgeschnitten, als sie den Tatort verließen“, sagte Polizeichef Leon Charles. Es sei zu schweren Schusswechseln gekommen, der Einsatz gegen die Attentäter dauerte am Donnerstagnachmittag noch an. „Sie werden getötet oder gefangen genommen.“
Interimsministerpräsident Claude Joseph rief die Bevölkerung zur Ruhe auf. „Alles ist unter Kontrolle“, sagte Joseph im Fernsehen. „Dieser barbarische Akt wird nicht ungestraft bleiben.“ Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) verurteilte die Tat. Am Donnerstag traft sich das Gremium, um über die jüngste Entwicklung zu beraten, die den verarmten Karibikstaat noch tiefer ins Chaos zu stürzen droht.
Nach Angaben des haitianischen Botschafters in den USA, Bocchit Edmond, gaben sich die schwerbewaffneten Attentäter als US-Drogenfahnder aus, als sie sich in der Nacht auf Mittwoch Zugang zu der bewachten Residenz Moïses verschafft hatten. Die Täter seien „ausländische Söldner“ und gut ausgebildete Killer. Der amtierende Ministerpräsident Joseph sagte, die Angreifer hätten Englisch und Spanisch gesprochen. Die Mehrheit der rund 11 Millionen Einwohner spricht Französisch oder Haitianisch.
Moïses Frau Martine wurde bei dem Überfall schwer verletzt und zur medizinischen Behandlung in die USA geflogen. Ihr Zustand sei stabil, sagte Joseph. Zum Hintergrund des Attentats äußerte er sich nicht.
Das Land ringt seit dem Sturz der Duvalier-Diktatur im Jahr 1986 um Stabilität, wurde aber immer wieder Ziel von Putschisten und auch ausländischen Interventionen. Zuletzt nahm die Gewalt und die Bandenkriminalität weiter zu. Außerdem sind Lebensmittel knapp. Haiti hat in den vergangenen Jahren immer wieder Naturkatastrophen erlebt und sich noch immer nicht von dem schweren Erdbeben im Jahr 2010 erholt.
Moïse war seit 2017 im Amt und regierte seit mehr als einem Jahr per Erlass, weil die Ausrichtung einer Wahl scheiterte. Die Opposition warf dem 53-Jährigen Korruption vor, es kam zu Massenprotesten. Moïse hatte die Anschuldigungen stets bestritten und auf eine Verfassungsreform gedrängt, mit der er nach eigenen Angaben für mehr politische Stabilität sorgen wollte. Seine Gegner sahen darin den Versuch, eine Diktatur zu errichten.
Nach dem tödlichen Anschlag auf Moïse rief der UN-Sicherheitsrat die Politik in Haiti zu umsichtigem Handeln auf, alle Parteien sollte „Ruhe bewahren“. Es gelte, alles zu vermeiden, was die Lage weiter destabilisiere, erklärte das Gremium in New York. Alle politischen Kräfte müssten sich in Zurückhaltung üben. Der Sicherheitsrat forderte zudem die strafrechtliche Verfolgung der Angreifer. (rtr)
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