: Keine Geburt unter dieser Nummer
Mangelnde Akzeptanz: Sylter Geburtshelferinnen geben das Projekt Hebammen-Notruf auf
Der Hebammen-Notruf auf Sylt wird zum 1. Juli eingestellt. Die drei beteiligten Hebammen haben ihre Mitwirkung zu diesem Datum gekündigt, teilte der Kreis Nordfriesland am Dienstag mit.
Der Hebammen-Notruf gab werdenden Müttern auf der Insel seit einigen Jahren die Möglichkeit, umgehend eine Hebamme anzufordern, wenn die Geburt sich früher als erwartet ankündigte. So wurde die fachliche Begleitung der Mutter bis zur Verlegung in eine geeignete Klinik auf dem Festland und, wenn dies nicht mehr möglich war, auch bei der Geburt auf Sylt sichergestellt. Die oberste Empfehlung an die werdenden Mütter lautete jedoch stets, ab zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin eine der Boarding-Möglichkeiten der Geburtskliniken in Husum, Heide oder Flensburg in Anspruch zu nehmen.
„Die am Hebammen-Notruf beteiligten Hebammen haben die fachliche Versorgung mit viel Hingabe und Engagement sichergestellt und dabei Herausragendes geleistet“, sagte Landrat Florian Lorenzen (CDU). Er bedauerte, dass durch teils unsachliche Darstellungen unter anderem in den Sozialen Medien bewusst Verunsicherungen ausgelöst worden seien, die zu einer mangelnden Akzeptanz in der Bevölkerung geführt hätten. Wiederholt seien die Hebammen für Entscheidungen kritisiert worden, die gar nicht in ihrem Ermessens- und Entscheidungsspielraum lagen. Diese Entwicklung sei aus Sicht der beteiligten Hebammen und der Behörden untragbar geworden und habe zur Kündigung geführt.
Lorenzen gibt die Hoffnung auf eine Fortführung des Projekts dennoch nicht auf. Die Geburtshilfe-Koordinatorin des Kreises versuche weiterhin, Hebammen zu finden, die den Notruf wieder aufleben lassen. Eine Hebamme hat ihre Mitwirkung demnach bereits zugesagt. (dpa)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen