EZB rügt Banken

Die großen Geldinstitute des Euroraums kümmern sich zu wenig um Klimarisiken, ist Notenbank-Direktor Frank Elderson überzeugt

Hitze, Dürre, Stürme: Die Folgen des Klimawandels sind gefährlich – auch für die Wirtschaft. Gebäude und Grundstücke könnten zerstört und Ressourcen knapp werden, Mit­ar­bei­te­r:in­nen sind an heißen Tagen weniger produktiv. Deshalb sollten sich Geldinstitute für solche klimabezogenen Risiken interessieren. Die Großbanken im Euroraum haben bei ihrer Einschätzung aber noch reichlich Nachholbedarf, wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Mittwoch kritisierte.

Keines der Institute erfülle bereits alle Erwartungen der EZB-Bankenaufsicht, sagte Notenbank-Direktor Frank Elderson auf einer Konferenz. „Insgesamt ist die große Mehrheit der europäischen Banken nicht einmal nahe daran, wo sie sein sollten – und sie wissen das.“

Mehr als die Hälfte der Banken besäßen kein Verfahren, um die Auswirkungen von Klima­risiken zu bewerten, sagte Elderson. Nur etwa vier von zehn Instituten hätten die Verantwortung für das Management von Klimarisiken der Unternehmensführung als Aufgabe zugewiesen. „Die EZB wird dafür sorgen, dass jede Bank zügig Fortschritte darin macht, Klimarisiken in ihren Organisationen einzubinden“, so Elderson, der Mitglied des sechsköpfigen Führungsteams der EZB und Vizechef der EZB-Bankenaufsicht ist. Die EZB prüft momentan größere Bereiche der Wirtschaft auf ihre Anfälligkeit für Klimarisiken. Die vollständigen Ergebnisse liegen noch nicht vor. Nach früheren Angaben soll das aber zur Mitte des Jahres der Fall sein.

Die Finanzmarktaufsicht (Finma) des EU-Nachbarn Schweiz hatte Anfang Juni große Banken und Versicherungsgesellschaften zur Offenlegung von Risiken durch den Klimawandel verpflichtet. „Banken und Versicherungen müssen die Öffentlichkeit angemessen über ihre Risiken informieren. Dazu gehören auch die Folgen des Klimawandels, die für Finanz­institute längerfristig bedeutende finanzielle Risiken bergen können“, hieß es.

Die höhere Transparenz dient der Finma zufolge dazu, Klimarisiken in der Aufsichtstätigkeit berücksichtigen zu können. Die Behörde will darüber hinaus verhindern, dass Unternehmen über die nachhaltigen Eigenschaften eines Produkts täuschen – das sogenannte Greenwashing. (rtr, taz)