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Textbeschreibungsarbeit

Nächste Woche startet der diesjährige Wettbewerb um den Bachmannpreis – mit einer neuen Jury-Vorsitzenden: Insa Wilke. Kaum jemand ist so selbstverständlich belesen wie diese Literaturkritikerin

Man kommt literarisch herum, wenn man den Werdegang der 1978 geborenen Literaturkritikerin Insa Wilke nachvollzieht. Über den Klassiker – oder eher Antiklassiker – der DDR, Thomas Brasch, hat sie ein Buch geschrieben. Wenn sie Iris Hanika für die SZ, wo sie viel schreibt, bespricht, tauchen Namen wie John Dos Passos oder Heimito von Doderer als Bezüge auf. Für die vor 400 Jahren geborene Barockdichterin Sibylla Schwarz hat sie sich ins Zeug geworfen. Und in einem Radio-Feature für den SWR mit dem Titel „Demenz erzählen“ bringt sie gleich zehn Bücher zusammen, darunter die von David Wagner und Arno Geiger, und zieht ein lebensweltliches Fazit: „Das ist es, was PR-Agenturen in Demenz-Broschüren nur selten gelingt: dass uns der Schmerz und die Freude, Trauer, Schrecken und das Glück der Anderen angehen.“

In kaum einem Bereich halten sich so hartnäckig so überkommene alte Bilder wie in der Literaturkritik („Großkritiker“, „Silberrücken“), dabei wurden bereits schon mehrere Generationswechsel vollzogen, und mit dem Namen Insa Wilke verbindet sich nun ein weiterer: In der nächsten Woche, wenn das Wettlesen um den Bachmannpreis losgeht, wird sie den Vorsatz der Jury übernehmen – von Hubert Winkels, der als dann Elder Statesman die Eröffnungsrede halten wird.

Dass sie kamerasicher ist, beweist Insa Wilke auch als Mitglied der „lesenswert“-Sendung des SWR. Neben Denis Scheck und Ijoma Mangold kann man schnell blass aussehen, tut sie aber nie. Und wie kämpferisch sie sein kann, ließ sich verfolgen, als der WDR vor einigen Monaten ankündigte, die Rezensio­nen aus dem Radioprogramm zu streichen: Kritik ohne Textbeschreibungsarbeit ist mit ihr nicht zu haben. Es wird Zeit, sich Li­te­ra­tur­kri­ti­ke­r:in­nen so vorzustellen wie Insa Wilke. (drk)

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