Gewalt in Burkina Faso: Dokumentation kostet drei Leben

Zwei Spanier und ein Ire sind in Burkina Faso entführt und ermordet worden. Sie recherchierten zum Thema Wilderei in einem Schutzgebiet des Landes.

Kinder halten ein Banner mit der Aufschrift "Gracias David" und einem Foto des ermordeten spanischen Journalisten David Beriáin

Trauer um den ermordeten spanischen Journalisten David Beriáin in seinem Geburtsort in Nordspanien Foto: Alvaro Barrientos/ap

COTONOU taz | Es sollte eine Dokumentation über die Wilderei im Osten von Burkina Faso werden. Doch am Montag wurden der spanische Journalist David Beriáin sowie Kameramann Roberto Fraile bei ihrer Arbeit entführt. 24 Stunden später bestätigte Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez ihren Tod.

Drittes Opfer ist der Ire Rory Young, Gründer und Präsident der Organisation Chengeta Wildlife, die sich gegen Wilderei einsetzt und in verschiedenen afrikanischen Ländern Projekte zum Wildtierschutz betreibt. Der irische Außenminister Simon Coveney sprach ebenfalls von einem „tragischen Tod“. Die Gruppe war in einem Konvoi der Regierung unterwegs. Noch fehlen allerdings Informationen über den verschleppten burkinischen Soldaten.

Hinter dem Anschlag steckt die Gruppe für die Unterstützung des Islams und der Muslime (JNIM) aus Mali, die Kontakte zur Al Qaida hat und seit mehreren Jahren auch in Burkina Faso aktiv ist. Vor allem hat sie bisher aber Angriffe im Norden und somit in der Nähe der malischen Grenze verübt. Das ist verschiedenen Berichten zufolge inoffiziell bestätigt.

Die Organisation Reporter ohne Grenzen nannte den Tod der Reporter „eine neue Tragödie für den Journalismus“. Es spreche für außergewöhnlichen Mut, aus dieser Region zu berichten, so Generalsekretär Christophe Deloire. Seitdem vor acht Jahren in Mali Ghislaine Dupont und Claude Verlon – sie arbeiteten für Radio France Internationale (RFI) – ermordet worden waren, hätten sich die Arbeitsbedingungen für Jour­na­lis­t*in­nen im Sahel nicht verbessert. Im aktuellen Ranking zur Pressefreiheit der Organisation liegt Burkina Faso allerdings auf Platz 37. Um die Freiheit der Medien ist es damit weitaus besser bestellt als in den anderen Sahel-Staaten.

Für Be­su­che­r*in­nen gesperrt

Die Gruppe um die spanischen Reporter war auf dem Weg in das Schutzgebiet Pama im Südosten Burkina Fasos, das an den Nationalpark Arly grenzt. Gemeinsam mit den Parks W und Pendjari im Dreiländereck mit Niger und Benin gehört er seit 1996 zum UNESCO-Welterbe. Im Pendjari Park in Benin waren vor zwei Jahren bereits zwei Franzosen entführt und ihr Reiseführer ermordet worden.

Teile des Parks im Norden sind mittlerweile für Be­su­che­r*in­nen gesperrt. Das noch zugängliche Gebiet wird engmaschig überwacht. Den Park W kann man nicht besuchen. Große nicht überwachte Waldgebiete werden häufig als Rückzugsorte von Terroristen und bewaffneten Banden genutzt, etwa in Nigeria. Vor zunehmender Gewalt in Burkina Faso warnte die Regierung bereits im Januar 2019 und rief in Teilen der Region Ost den Notstand aus.

In den vergangenen Jahren sind in Burkina Faso zunehmend Ausländer in den Fokus von Banditen und Terroristen geraten. Mitunter werden sie von bewaffneten Banden verschleppt und an Terrorgruppen verkauft, für die sie ein wertvoller Faustpfand sind.

In die Schlagzeilen gerieten im Dezember 2018 die Kanadierin Edith Blais und der Italiener Luca Tacchetto, die in der Nähe der Stadt Bobo-Dioulasso im Südwesten entführt und in den Norden Malis verschleppt wurden. Sie konnten nach 15 Monaten überraschend fliehen, wie Blais in ihrem gerade erschienen Buch „Le sablier“ beschreibt. Den ebenfalls aus Kanada stammenden Geologe Kirk Woodman, der im Januar 2019 entführt wurde, fand man allerdings nach wenigen Tagen tot auf.

Ermordet – wohl vor allem um Angst zu schüren und um Kritiker zum Schweigen zu bringen – wurden im vergangenen Jahr allerdings auch der Großimam von Djibo im Nordwesten. Im Januar verschwand im Südwesten ein katholischer Priester, dessen Leiche wenige Tage später entdeckt wurde. Vor allem im Norden sind aufgrund der schlechten Sicherheitslage mittlerweile mehr als 1,1 Millionen Menschen auf der Flucht.

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