piwik no script img

In die Enge getrieben

Trotz Pandemie: Zwangsgeräumte Familie muss sich mit 10-Quadratmeter-Behausung begnügen

Von Peter Nowak

Unter Pandemiebedingungen sollen die Menschen zu Hause bleiben. Doch das fällt schwer, wenn man so beengt wohnen muss wie Wasantha K., der seinen vollständigen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Seit dem 19. April lebt der 56-jährige Mann mit seiner Frau und den beiden Söhnen in einer Notunterkunft von knapp 10 Quadratmetern in Spandau. Diese enge Behausung wurde der Familie zugewiesen, nachdem sie zwangsgeräumt wurde.

Bis dahin wohnten die K.s über 30 Jahre in in der Charlottenburger Bleibtreustraße. Er habe sich nie etwas zuschulden kommen lassen, sagt K. der taz. Doch vor einigen Jahren habe er sich in einer finanziell schwierigen Situation befunden, was dazu führte, dass er einige Male seine Miete verspätet überwiesen habe. Er habe eine Ausbildung als Altenpfleger gemacht und in dieser Zeit wenig verdient. Mittlerweile hat er diese Ausbildung erfolgreich abgeschlossen, aber seine Wohnung verloren. Begreifen kann er das nicht: „Ich habe stets den Dialog mit der Hausverwaltung gesucht und sie gebeten, mir etwas Zeit für die Rückzahlung der Mietschulden zu gewähren.“ Es habe alles nichts geholfen, er wurde gekündigt, und das Gericht gab der Klage der PPM Plantas Property Management GmbH, die die Immobilie verwaltet, statt. Da spielte es auch keine Rolle, dass K. die Schulden längst zurückgezahlt und seitdem die Miete immer pünktlich überwiesen hat. Eine Kündigung ist trotzdem möglich, bestätigen MieterInnenanwälte.

Jetzt versucht die Familie, so schnell wie möglich aus der engen Notunterkunft herauszukommen. Unterstützung von den Behörden vermisst K. „Wir fühlen uns praktisch alleingelassen und haben zudem Angst, dass wir uns in dem kleinen Appartement mit Corona anstecken“, sagt er der taz. Er kämpft darum, in die alte Wohnung zurückzukönnen. Unterstützung erhält die Familie vom Bündnis „Zwangsräumung verhindern“, das sich vor einigen Jahren gegründet hat, um möglichst im Vorfeld dafür zu sorgen, dass MieterInnen erst gar nicht ihre Wohnung verlieren. „Es ist ein Skandal, dass während der Pandemie weiter MieterInnen geräumt werden und in einem Appartement von 10 Quadratmetern untergebracht werden“, so Thomas Schuster vom Bündnis.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen