Wolfsburg gewinnt Eishockey-Nordderby: Die Mentale Stärke macht’s

Im dritten und letzten Play-off-Spiel schlagen die Grizzlys Wolfsburg die Bremerhavener Pinguins.

Wolfsburger Eishockeyspieler Spieler jubeln nach dem zweiten Tor gegen Bremerhaven

Der Siegtreffer fiel erst später: Wolfsburger Spieler jubeln übers 0:2 Foto: Carmen Jaspersen/dpa

HAMBURG taz | Nur drei Sekunden – so wenig fehlte den Grizzlys Wolfsburg am Samstagabend, um in der regulären Spielzeit des entscheidenden dritten Play-off-Duells mit den Fischtown Pinguins ins Halbfinale der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) einzuziehen. Stattdessen jubelten die Bremerhavener über das 2:2 und die so erreichte Verlängerung. Die Gäste vom Mittellandkanal hingegen standen vor der gewaltigen Aufgabe, aus dem Frust neue Energie zu ziehen.

Das aber gelang den Grizzlys prächtig: Sie stellten eine beeindruckende mentale Stärke unter Beweis. Und sie hatten im Dänen Philipp Bruggisser einen in ihren Reihen, der eine besondere Fähigkeit hat: enorm schnelle Schlagschüsse aus der zweiten Reihe. Und Bruggisser lieferte: In der sechsten Minute der Verlängerung zischte der Puck zum Wolfsburger 3:2-Siegtreffer ins Bremerhavener Netz.

Große Sorgen zu Saisonbeginn

Es war der Augenblick, in dem sich die Wege der norddeutschen Clubs trennten, die beide Mitte Dezember mit großen Sorgen in diese besondere Saison gegangen waren. Für die Pinguins war die coronageprägte Spielzeit mit einer verkürzten Hauptrunde in zwei regionalen Gruppen schlagartig vorbei. Ein Knaller von Bruggisser schickte sie in den Urlaub. „Wir sind rausgeflogen. Jetzt im Moment ist es das beschissenste Gefühl, das es gibt“, sagte Coach Thomas Popiesch, der aber stolz sei auf sein Team und dessen Leistungen in dieser Saison. Bremerhaven hatte die Hauptrunde mit dem zweiten Rang in der Gruppe Nord abgeschlossen.

Die Grizzlys sind dagegen ihrem Traum vom erstmaligen Gewinn der deutschen Meisterschaft eine Stufe näher gekommen. „Der Sieg hätte heute an beide Seiten gehen können“, räumte Coach Pat Cortina ein. Er machte seinem Team ein Kompliment dafür, wie stark es auf den 2:2-Ausgleich reagiert habe. Im Halbfinale geht es nun gegen die Adler Mannheim, achtmaliger deutscher Champion. Dort steigt am heutigen Montagabend auch das erste von maximal drei Duellen.

Überraschend wenig Komplikationen

Dass die Saison ohne größere Komplikationen umgesetzt werden konnte und nun die letzte Phase mit Halbfinale und Endspiel-Serie beginnt, überrascht viele der Beteiligten. Natürlich aber steht die aktuelle Serie im Zeichen von Corona – besonders in wirtschaftlicher Hinsicht.

Bremerhavens Team-Manager Alfred Prey hatte vor dem Beginn der Play-offs von einem „angstvollen Blick“ in die Zukunft gesprochen. Keiner wisse so richtig, wie es weitergehen solle. „Wie geht es im nächsten Jahr weiter? Wann kommen die Zuschauer zurück?“, fragte er. „Wir müssen als kleiner Verein den Gürtel immer enger schnallen. Aber irgendwann geht es nicht mehr enger.“

Knapp war es ja auch schon mit dem Beginn der Saison gewesen. Erst der Verzicht der Spieler auf bis zu 60 Prozent der Gehälter, Staatshilfen und das Einspringen von Gönnern und Sponsoren ermöglichten das Wagnis, Mitte Dezember doch noch zu starten – drei Monate später als vorgesehen und neun Monate nach der notgedrungen abgebrochenen Saison 2019/2020.

Abhängig vom Ticketerlös

Eishockey ist stärker als etwa der Profifußball von den Zuschauereinnahmen abhängig. Von jenen Summen, welche die Fußballclubs durch Fernsehrechte generieren, können die Vereine der DEL aber nur träumen.

Überaus wichtig für die weiteren Planungen ist das zweite Paket der „Corona-Hilfe Profisport“, aus dem über 300 Millionen Euro ausgezahlt werden sollen. Bislang waren die DEL-Clubs – wie die in Hand- und Basketball – aber außen vor, weil sie in der Mehrzahl schon das Maximum von 800.000 Euro erhalten hatten.

„Die EU hat jetzt ermöglicht, dass die Grenze auf 1,8 Millionen Euro erhöht wird“, berichtete DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke zur Saisonmitte in einer virtuellen Pressekonferenz. „Die Politiker möchten, dass das Geld verteilt wird, aber die Mühlen mahlen langsam“, sagte Tripcke.

Geduld ist also notwendig. Es scheint aber, als wären die Perpektiven für die Clubs besser, als sie es noch vor dem Beginn dieser so besonderen Saison gewesen sind.

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