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Zentralistisch impfen is’nicht mehr

Ein neues riesiges Impfzentrum eröffnet an den Messehallen. Kurz zuvor wird klar: Das Zentrum wird wohl um vorhandenen Impfstoff mit Hausarztpraxen konkurrieren müssen, die jetzt auch mitimpfen sollen

In Bremen hat am Samstag ein weiteres Impfzentrum den Betrieb aufgenommen, Das teilt die Gesundheitsbehörde mit. Das große neue Zentrum in den Messehallen 4 und 5, wo bisher die Corona-Ambulanz für Tests untergebracht war, hat eine Kapazität von 10.000 Impfungen am Tag und wird vom Deutschen Roten Kreuz betrieben. „Mit dem neuen Impfzentrum sind wir jetzt in der Lage, 14.000 Impfungen am Tag in der Stadt Bremen durchzuführen“, sagte Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Die Linke). „Drei Impfzentren und die mobilen Teams können es uns jetzt ermöglichen, im Sommer allen Bremerinnen und Bremern ein Impfangebot gemacht zu haben.“

Es gibt dabei nur ein Problem: Die Bundesregierung setzt in Zukunft stärker auf Impfungen bei Hausärzt*innen. Ein Beschluss des Impfgipfels zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Regierungschefs der Länder vom Freitag sieht vor, dass nach Ostern wöchentlich 2,25 Millionen Impfdosen an die Impfzentren der Länder gehen. Jeder darüber hinaus verfügbare Impfstoff soll den Arztpraxen zur Verfügung gestellt werden.

Andreas Bovenschulte (SPD) kritisiert die Regelung als zu starr: Gegenüber Butenunbinnen sagte der Bürgermeister: „Wir hätten das gerne flexibler geregelt, also je nach Land zu schauen: Wo macht es vielleicht Sinn, eher Dosen in die Impfzentren zu stecken?“ Eine Ausnahmeregelung gibt es indes im Bund-Länder-Beschluss: Länder dürfen im April die Verteilung von Impfstoff an Haus­ärz­t*in­nen aussetzen. Sie müssen dann allerdings in Zukunft die Verteilung an die Praxen selbst organisieren, der Bund ziehe sich, so Bovenschulte, aus der Verteilung über den Großhandel heraus – mehr Arbeit für das Land.

Bisher hatte Bremen ein Impfzentrum in der Messehalle 7 und seit Mitte Februar eines in Bremen Nord in Vegesack betrieben. Das neue Zentrum mit den großen Kapazitäten – laut Butenunbinnen ist es das größte seiner Art in Deutschland – steht nun ebenfalls an der Messe. An dieser zentralen Impfstoffvergabe gab es bereits Kritik: Hans-Michael Mühlenfeld, der Präsident des Bremer Hausärzteverbandes, hatte sich in der vergangenen Woche gegenüber der taz bereits für eine dezentralere Lösung eingesetzt. Nicht alle Impflinge könne man bis in die Innenstadt schicken. (taz)

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