Die Wahrheit: Queen vom Thron

Neues aus Neuseeland: Auch down under hatte das Meghan-Beben erhebliche Auswirkungen. Die Untertanen mucken auf.

Von der Oprah-Woche haben wir uns im Land der Schafe noch lange nicht erholt. Sie hat auch hier ein Nachspiel. Was man kaum für möglich gehalten hätte, da ja bei Königs sonst immer alles total korrekt zugeht, wie wir spätestens seit „The Crown“ wissen, das lässt sich seit dem legendären TV-Interview nicht mehr verdrängen: Neuseelands Oberhaupt sitzt auf einem Rassistenthron. Das kann man als bikulturelles Land nicht länger ertragen.

Die Queen ist bei ihren südlichsten Untertanen, die es mit dem Klassensystem nicht so haben, nach wie vor allgegenwärtig. Sie prangt nicht nur auf Geldmünzen, sondern royale Namen zieren alles mögliche Öffentliche vom Wanderweg „Queen Charlotte Track“ bis zum Schwimmbad QE2. Queen’s Birth­day Weekend ist ein Feiertag.

Fünfzehn Prozent der Menschen in Aotearoa sind jedoch Maori. Dazu kommen Einwanderer aus den Südseestaaten und dem Rest der Welt, die auch nicht den Teint von Toastbrot haben. Antirassismus, indigene Rechte und Entkolonialisierung werden ernster genommen als in den meisten Ländern des Königreichs. Meghan Markles Enthüllung, dass im Buckingham-Palast die Hautfarbe ihres ungeborenen Kinds diskutiert wurde, ist daher auch politisch ein Affront.

„Eine Krone, die Rassismus und Grausamkeiten toleriert, kann nicht das Staatsoberhaupt Neuseelands sein“, schrieb ein Kolumnist der größten Nachrichtenseite Stuff. Er ist stolz auf seine britischen und indigenen Wurzeln. „Wir müssen wissen, ob ein zukünftiges Staatsoberhaupt glaubt, dass seine Bürger wegen ihrer Hautfarbe minderwertig oder irgendwie beschädigt sind.“

Ins gleiche Horn blasen jetzt auch etliche Politiker. Das Tabu ist gebrochen. Für James Shaw, Parteivorsitzender der Grünen, sind die Windsors eine „kolonialistische Institution mit rassistischen Untertönen“. Für ihn und andere wird es Zeit, dass Neuseeland endlich zur Republik wird. „Ein neues Aotearoa erhebt sich“, verkündete Rawiri Waititi, Anführer der Maori-Partei, vorige Woche.

Doch Premierministerin Jacinda Ardern, sonst immer progressiv voran, will davon nichts wissen. Als sie am Tag nach dem Oprah-Schocker gefragt wurde, ob es jetzt endlich an der Zeit sei, die Königin vom Thron zu stoßen, wich sie aus: „Ich spüre keinen Appetit der Neuseeländer für signifikante Veränderungen in unserem konstitu­tio­nel­len Arrangement, und ich erwarte nicht, dass sich das so bald ändert.“

Vor drei Jahren sagte sie jedoch, dass sie noch in ihrem Leben die Loslösung von der Monarchie erleben würde. Damals begann zwischen ihr und Meghan eine Freundschaft. Seitdem sind sie nur noch sporadisch in Verbindung geblieben. Aber die Schauspielerin hat unsere heilige Jacinda als „eine Inspiration“ bezeichnet. In ihren Brautschleier wurden die Nationalblumen der 53 Commonwealth-Länder eingewebt. Darunter auch Kowhai aus Aotearoa. Ebenfalls indigen.

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Anke Richter ist Wahrheit-Kolumnistin, Buch-Autorin und Mitglied von Weltreporter.net in Neuseeland. Zuletzt erschien von ihr die Auswanderersatire "Was scheren mich die Schafe. Unter Neuseeländern - Eine Verwandlung" (Kiepenheuer & Witsch).

ist die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit. Sie hat den ©Tom. Und drei Grundsätze.

kari

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