Winterwetter legt Verkehr lahm: Größter Parkplatz der Republik

Der Winter hat weite Teile Deutschlands nach wie vor fest im Griff. Wer mit dem Auto oder der Bahn unterwegs ist, muss mit Einschränkungen rechnen.

Lastkraftwagen stehen dicht gedrängt auf einer Fahrbahn der Autobahnraststätte Garbsen Nord. Lastkraftwagenfahrer erwischt der Wintereinbruch besonders hart, sie müssen bei Temperaturen um die -15 Grad auf überfüllten Autobahnraststätten übernachten

Nichts geht mehr: Lastkraftwagen stehen dicht gedrängt auf der A2 Foto: DPA

HANNOVER/POTSDAM dpa | Das Winterwetter mit Schnee und Glätte in Niedersachsen beeinträchtigt weiterhin den Berufsverkehr. „Es ist chaotisch“, sagte ein Sprecher der Autobahnpolizei Braunschweig am frühen Mittwochmorgen. Auf der A2 sei zwischen dem Kreuz Wolfsburg und Peine der Hauptfahrstreifen in Richtung Dortmund gesperrt. Die Lastwagenfahrer würden dort parken und schlafen. „Wir haben den größten Parkplatz der Republik.“

Glatt sei es noch überall, der Zustand der Straßen sei nicht gut. Unfälle habe es deswegen in der Nacht allerdings kaum gegeben. „Die Autofahrer haben sich offenbar darauf eingestellt, und wir sind froh, dass bislang nicht mehr passiert ist“, sagte der Sprecher.

Das bestätigte die Autobahnpolizei in Göttingen. Auf der A7 habe es keinerlei Probleme gegeben, hieß es dort. Lediglich die Parkplätze für Lastwagen seien knapp geworden. Der Verkehr rolle aber.

Auch Bahnreisende müssen weiterhin mit Ausfällen und Verspätungen rechnen. Erst im Laufe des Mittwochs könnten die Einschränkungen schrittweise aufgehoben werden, teilte die Deutsche Bahn mit. Der Betrieb im Harz-Weser-Netz bleibe bis mindestens 10.00 Uhr eingestellt. Grund dafür seien Räumungsarbeiten an den Gleisen und Weichen. Der Bahnhof Wolfsburg sei gar nicht erreichbar. Zwischen Hannover und Wolfsburg wurden stattdessen Busse eingesetzt.

Klimaforscher: Kältewelle können häufiger werden

Der Fernverkehr war ebenfalls eingeschränkt, etwa von Berlin in Richtung Hannover. Auf den Regio-Linien RE 1 (Hannover – Bremen – Norddeich) und RE 8 (Osnabrück – Bremen – Bremerhaven) startete dagegen wieder der normale Betrieb. Vereinzelt seien aber auch dort noch Verspätungen und Ausfälle möglich, so die Bahn.

Kältewellen wie derzeit in Europa können nach Angaben des Klimaforschers Stefan Rahmstorf im Zuge des Klimawandels häufiger werden – und die Winter dennoch wärmer. „Das kann man auch darauf zurückführen, dass der Polarwirbel instabil geworden ist“, sagte der Leiter der Abteilung Erdsystemanalyse am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Der Polarwirbel drehe sich normalerweise um die Arktis in der Stratosphäre, der zweiten Atmosphärenschicht, gegen den Uhrzeigersinn und beeinflusse auch das Wetter in der Troposphäre, der unteren Atmosphärenschicht.

Instabile Polarwirbel gibt es häufiger

Der Polarwirbel schließt die arktische Kaltluft ein – solange er sich nicht abschwächt oder gar umkehrt. „Dann kann die Kaltluft, die normalerweise in diesem Wirbel über dem Pol gefangen ist, auf Abwege geraten und auf die angrenzenden Kontinente wandern.“ So kann es nach Angaben des Forschers passieren, dass es in Nordamerika oder Nordeuropa sehr kalt wird. „Dann wird es in der Arktis besonders warm. Die Kaltluft verlagert sich“, erklärte Rahmstorf. „Ausnahmsweise reicht das auch mal bis nach Spanien oder in den USA bis nach Florida.“

Die Auswertungen von Daten der vergangenen Jahrzehnte haben nach Angaben des Potsdamer Forschers gezeigt, dass die Zahl der Tage mit instabilem Polarwirbel stark zugenommen hat. Er geht daher davon aus, dass es künftig möglicherweise mehr Kältewellen geben wird. „Wir rechnen schon damit, dass das Phänomen wahrscheinlich weiter zunehmen wird“, sagte Rahmstorf.

Rahmstorf verwies auf Studien, die teils am PIK von der ehemaligen Doktorandin Marlene Kretschmer mit erstellt worden seien. Sie habe gezeigt, dass die Ursache zunehmender Instabilität des Polarwirbels wahrscheinlich die besonders starke Erwärmung der Arktis und die Abnahme des Meereises dort sei, sagte Rahmstorf. In einer neuen Studie sei sie darauf eingegangen, dass sich eine weitere Destabilisierung des Wirbels im Lauf der Jahrzehnte durch fortgesetzte globale Erwärmung erwarten lasse.

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