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Es gibt nicht nur ein’Weg

Bremer Ver­an­stal­te­r*in­nen fordern Umweltsenatorin Maike Schaefer zur Einführung eines landesweiten Mehrweggebots auf. Sie erhoffen sich so weniger Wettbewerbsverzerrung

Festivals bringen eine Menge Müll mit sich. Für Getränke gibt’s schon Lösungen – aber was ist mit Pommes, Crêpes und Co? Foto: Gareth Joswig

Von Mahé Crüsemann

Ein Zusammenschluss aus 22 Bremer Ver­an­stal­te­r*in­nen fordert ein landesweites Mehrweggebot auf allen öffentlichen Veranstaltungen. Am Freitag überreichten die Un­ter­zeich­ne­r*in­nen des sechsseitigen Papiers ihre Forderungen an Bremens Umweltsenatorin Maike Schaefer (Grüne).

Die zunehmende Vermüllung der Veranstaltungen habe einen negativen Einfluss auf das Ökosystem und sei eine hässliche Begleiterscheinung, so die Veranstalter*innen. In dem Forderungspapier schreiben sie weiter, man könne mit einem Mehrweggebot außerdem den Bremer Klimazielen einen Schritt näher kommen.

Initiiert wurde das Ganze vom Concept Bureau, den Or­ga­ni­sa­to­r*in­nen der Breminale. Mit unterzeichnet hat aber eine ganze Riege aus Bremens Kultur- und Veranstaltungsszene: Die Ver­an­stal­te­r*in­nen von La Strada sind dabei, die Pusdorf-Studios, die Shakespeare Company und viele mehr. Auch die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) unterstützt die Forderungen der Veranstalter*innen. Aktuell ruft die DUH in ihrer Aktion „Plastikfreie Städte“ knapp 130 deutsche Städte und Landkreise dazu auf, Maßnahmen zur Eindämmung von Einwegmüll zu ergreifen.

Die Un­ter­zeich­ne­r*in­nen aus der Veranstaltungsbranche fordern freilich nicht nur eine Pflicht zur Nutzung von Mehrweggeschirr – sondern auch die gezielte Förderung entsprechender Lösungen, also auch Geld. Man sei sich der Verantwortung im Bereich der nachhaltigen und zukunftsorientierten Wirtschaftsweise bewusst, heißt es im Brief an die Senatorin. Leider stoße man bei der eigenen Einführung solcher Systeme immer wieder auf wirtschaftliche Hürden – hohe Kosten für die Einführung beispielsweise.

Zugleich soll eine allgemeine Pflicht auch eine mögliche Wettbewerbsverzerrung abbauen. „Die Veranstalter*Innen, die solche Systeme einführen, sind gegenüber denen, die weiterhin auf Einweg setzen, wirtschaftlich benachteiligt“, heißt es in dem Papier. „Eine rechtliche Regelung zum Verbot von Einweggeschirr und -bechern würde die Benachteiligung der ökologisch wertvoll handelnden Ver­an­stal­te­r*In­nen gegenüber denen, die weiterhin ressourcenvernichtend handeln, unterbinden.“

Vor allem aber sei es auch bei bestem Willen in der Praxis für Ver­an­stal­te­r*in­nen bisher schwierig, ein Mehrweggebot eigenständig durchzusetzen: „Wir versuchen es schon seit Jahren selber Stück für Stück umzusetzen“, sagt Boris Barloschky, Nachhaltigkeitsbeauftragter des Concept Bureau und Mitorganisator der Breminale. Man stoße aber vor allem bei den An­bie­te­r*in­nen von Essen und Snacks, also im sogenannten Food-Bereich, auf Hürden. „Die Foodies sagen uns oft: ‚Nirgendwo anders müssen wir das machen, nur hier bei euch‘“, sagt Barloschky. „Wir sind immer Bittsteller.“ Nun hoffe er, dass durch den politischen Druck etwas bewegt werden könnte.

Am Freitag um 14 Uhr fand die Überreichung des Papiers an Umweltsenatorin Maike Schaefer statt. „Grundsätzlich halten wir die Forderungen für eine gute Sache“, sagt Schaefer. Mehrwegkonzepte seien ein Ziel des Ressorts und eine Einführung sei unterstützenswert. Anfang des Jahres haben Bremer Unternehmen und die Umweltsenatorin bereits das „Bündnis für Mehrweg“ gegründet. Die Forderungen der Ver­an­stal­te­r*in­nen schlössen hier gut an.

„Wir versuchen es schon seit Jahren selber Stück für Stück umzusetzen“

Boris Barloschky, Nachhaltigkeitsbeauftragter der Breminale

In der Praxis könnte es noch einige Probleme geben: Wie zum Beispiel ließe sich auch für kleinere Veranstalter*innen ein richtiger Wasseranschluss realisieren? Wie müssten Hygienekonzepte aussehen? Was tatsächlich umsetzungsfähig ist, prüft nun die Behörde.

Würde der Senat der Einführung eines Mehrweggebots zustimmen, wäre Bremen in guter Gesellschaft. In Nürnberg und München herrschen bereits seit ein paar Jahren Verbote für Einweggeschirr auf Veranstaltungen. Und auch in Berlin und Tübingen wurden einzelne Mehrwegkonzepte für Veranstaltungen auf den Weg gebracht. „Die Idee ist auf jeden Fall nicht neu“, sagt Barbara Metz, stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der DUH. „Die Logistik ist schon da.“

Sollte es kommen, könnte ein allgemeines Mehrwegsystem für Festivals zu mehr Zusammenarbeit in der Branche führen. Das ist durchaus beabsichtigt: „Wir als Ver­an­stal­te­r*in­nen wollen in Bremen auch zusammenwachsen“, sagt Barloschky. „Wir werden jetzt eine Arbeitsgruppe gründen, um auch unter uns Ver­an­stal­te­r*in­nen zu gucken, was schon machbar ist, wo vielleicht noch Bedarf ist und wie wir eine Infrastruktur schaffen.“ Erfahrungen gibt es bereits: Schon jetzt helfe man sich im Veranstaltungsbereich durchaus untereinander aus – bei Material wie Bühnen oder Dekoration etwa.

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