: Riss im lila-weißen Team
Auch nach der Trainer-Entlassung bleibt der Fußball-Zweitligist VfL Osnabrück auf Talfahrt
Von Thomas Wübker
Im ersten Spiel ohne Trainer Marco Grote gelang dem VfL Osnabrück keine Wende. Die Lila-Weißen verloren am Samstag 1:2 (0:1) gegen den FC Heidenheim – und damit zum achten Mal in Folge.
Grote war am vergangenen Montag entlassen worden. Er war zwölf Jahre Jugendtrainer bei Werder Bremen gewesen, zu Beginn der laufenden Saison präsentierte ihn VfL-Sportgeschäftsführer Benjamin Schmedes überraschend als Nachfolger von Daniel Thioune; der wiederum war zum Hamburger SV gegangen. Im Winter 2020 noch war die Osnabrücker Fan-Seele glücklich. Da führte die Mannschaft den technisch anspruchsvollen Stil Thiounes fort – und hatte damit sogar Erfolg.
Seit dem 9. Januar aber geht ein Riss durch das Team: Da spielten die Osnabrücker zu Hause gegen die Würzburger Kickers. Eine Stunde lang dominierte der VfL den Gegner. Dann stellte die Mannschaft den Betrieb ein – und verlor am Ende 2:3. Davon scheint sich die Mannschaft seither nicht erholt zu haben.
Ein Trainer-, aber auch ein Stürmerproblem
Grote versuchte den sinkenden Kahn mit immer wieder wechselnden Aufstellungen zu retten – vergeblich. Es wurde immer offensichtlicher, dass der VfL nicht nur ein Trainer-, sondern auch ein Stürmerproblem hat: In sechs Spielen hintereinander schoss Osnabrück kein Tor, das nicht aus einem Standard resultierte. Gegen Heidenheim gelang nun zwar ein Treffer: Mittelstürmer Christian Santos wurde angeschossen, der Ball trudelte ins gegnerische Tor. Aber trotzdem: Mit der Partie am Samstag sind zehn der letzten elf Matches verloren gegangen.
Im menschlichen Miteinander sind die Dinge noch komplizierter als auf dem Platz. In Osnabrück war Grote einerseits wegen seiner hanseatischen Geradlinigkeit beliebt. Allerdings gab es auch kritische Stimmen, die ihm mangelnde Kommunikation vorwarfen. Und das Werder-Fanforum „Deichstube“ schrieb nach Grotes Entlassung, dass sein Verhältnis zur VfL-Mannschaft zerrüttet gewesen sein soll.
Übergangsweise Grotes Amt übernommen hat Florian Fulland, der ansonsten die U19 trainiert. Er blies gegen Heidenheim mit drei offensiven Mittelfeldspielern im Sturm und einer neu formierten Dreierkette in der Abwehr zum Angriff. Die Taktik stand aber nicht im Fokus, der VfL spielte vor allem robust und motiviert. Letztlich waren die Osnabrücker aber chancenlos. Fulland gelang die Wende nicht, weil die Heidenheimer mit ihrem Cheftrainer Frank Schmidt einfach besser, schneller und effektiver waren. Der VfL hatte zwar mehr Chancen, aber Heidenheim machte mehr Tore – und das per Kopf.
Geschäftsführer Schmedes will bald einen neuen Cheftrainer präsentieren. Aufgrund seiner guten Vernetzung in der Branche ist ihm wieder eine überraschende Lösung zuzutrauen. Er werde einen Trainer holen, der den mit Thioune eingeschlagenen Weg weitergehe, sagte er vor dem Heidenheim-Spiel.
Hoffen aufs Auswärtsspiel
In der derzeitigen Form kann der VfL den freien Fall nicht stoppen. Am kommenden Sonntag fahren die Osnabrücker, derzeit auf Platz 15, zum Tabellenvorletzten nach Sandhausen. Dann müssen die Lila-Weißen endlich gewinnen, so einfach ist das. Immerhin: Die letzten Siege gelangen auswärts, in Kiel und Braunschweig.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen