: Kämpferisch gegen die Winterdepression
Für den Erhalt von Wohnprojekten und Wagenplätzen gehen am Samstag 1.500 Menschen in Mitte und Friedrichshain auf die Straße
Von Peter Nowak
„Heraus aus der Winterdepression“ steht auf einigen Plakaten. Das beschreibt ganz gut die Stimmung der Demonstration für den Erhalt linker Wohnprojekte und Wagenplätze, die am Samstag um 14 Uhr vor dem linken Kultur- und Wohnprojekt Köpi in Mitte beginnt und kurz nach 19 Uhr am Club about blank in der Nähe des Ostkreuzes endet.
Auch nach mehr als acht Kilometer findet ein Redner noch zahlreiche ZuhörerInnen, als er sich engagiert für eine ökologisch gerechte Stadt und gegen den Weiterbau der Stadtautobahn A100 einsetzt, der auch das about blank weichen soll. Zeitweise bis 1.500 Menschen hatten sich an der Demonstration beteiligt, viele mit Fahrrädern. Auch zahlreiche bunt angemalte Wagen fuhren mit.
Auf der langen Route glich die Demonstration stellenweise einen linken Karnevalszug. MieterInnen einer Wohnung in der Scheffelstraße begrüßten den Zug mit selbst gemalten Plakaten auf denen „Wagenplätze statt Hotels und Luxusbauten“ stand.
Das ist exakt das Szenario an der Rummelsburger Bucht. „Hier wurden in den letzten Monaten mehrere Wagenplätze wie der Sabot Garden, das Diesel A und vor zwei Wochen das Obdachlosencamp geräumt, während die Bauarbeiten für teuere Eigentumswohnungen begonnen haben“, kritisiert eine Rednerin. Besonders kämpferisch sind die kurzen Ansprachen vor verschiedenen linken Hausprojekten in Friedrichshain. BewohnerInnen der Rigaer Straße 94 kündigen Widerstand gegen eine mögliche Teilräumung unter dem Vorwand des Brandschutzes an, die durch zwei Gerichtsurteile wahrscheinlicher geworden ist (taz berichtete).
Auch vor der Voigtstraße 36 gibt es einen Zwischenstopp. Das 1990 besetzte und dann legalisierte Hausprojekt sieht sich bedroht, weil der Eigentümer mehreren MieterInnen wegen Eigenbedarf gekündigt hat. Unter dem Motto „V36 hat Eigenbedarf“ laden die HausbewohnerInnen am 24. 2. um 16 Uhr zu einer Kundgebung vor der Voigtstraße 36 ein.
Auch rund um die Rummelsburger Platz sind weitere Proteste angekündigt. So soll am 14. März um 14 Uhr an der Kynast-/Ecke Hauptstraße ein Spaziergang zu Orten der Verdrängung und Widerstand starten, auf dem über die Investorenpläne an der Bucht informiert wird. Vielleicht ist die Winterdepression der linken Szene tatsächlich beendet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen