: 1.000 Ärzt:innen helfen freiwillig im Hamburger Impfzentrum
Dirk Heinrich ist Arzt und Leiter des Hamburger Impfzentrums. Nicht wegen des Geldes, sondern weil nur die Impfung dauerhaft schützen könne, hat er sich freiwillig gemeldet
Von Hagen Gersie
Als Besprechungsraum muss eine große Box herhalten. Sie steht im Impfzentrum in der Hamburger Messehalle A3. Jeden Tag um 12 Uhr treffen sich dort die neuen Freiwilligen für ihre erste Schulung. Sie wird zwei Stunden dauern. Wenn Dirk Heinrich Dienst hat, leitet er diese. Der Hals-Nasen-Ohren-Arzt hat sich freiwillig zur Mithilfe beim Impfen gemeldet. Gemeinsam mit fünf anderen ist er nun ärztlicher Leiter des Impfzentrums in den Hamburger Messehallen.
Nach der Schulung impfen die Ärzt:innen in einem der acht aufgebauten quadratischen Impfmodule. In den Modulen gibt es einen Empfang und jeweils acht Behandlungszimmer, die sogenannten Impfboxen. Insgesamt gibt es also 64 „Impfstraßen“, sagt Heinrich – natürlich Einbahnstraßen, damit sich die Leute möglichst wenig begegnen. Die Ärzt:innen entscheiden von Fall zu Fall, ob geimpft wird – manchmal sprechen Allergien oder Vorerkrankungen dagegen. Dabei werden sie von Heinrich und den anderen Leiter:innen beraten.
Die Ärzt:innen haben sich freiwillig gemeldet. Dafür bekommen sie eine Aufwandsentschädigung von 120 Euro pro Stunde – äquivalent zu den festangestellten Ärzt:innen des Impfzentrums. Bei einer Sieben-Stunden-Schicht macht das immerhin 840 Euro. Inzwischen haben sich rund 1.000 Ärzt:innen in Hamburg bereit erklärt, Schichten im Impfzentrum zu übernehmen, sagt Heinrich. „Die haben sich alle gemeldet, bevor sie wussten, dass es Geld gibt, und bevor klar war, wie das alles überhaupt organisiert sein wird“, betont er. Als Leiter bekomme er genau so viel Geld wie alle anderen Ärzt:innen. „Es gibt wichtigeres als Geld – Geld verdienen kann ich in der Praxis. Hier geht es um was anderes.“
Heinrich ist stolz, dass die Bereitschaft seiner Kolleg:innen so groß ist. Auch viele medizinische Fachangestellte hätten sich freiwillig gemeldet und erhalten rund 40 Euro die Stunde. Häufig sehe man sogar ganze Arztpraxen, die sich geschlossen melden. „Krisen bringen das Beste und das Schlechteste in uns Menschen hervor.“
Die hohe Motivation sowie das „tolle Arbeitsklima“ zählen für Heinrich zur ersten Kategorie; Leute, die sich Termine erschummeln, nur um dann wieder nach Hause geschickt zu werden, zur letztgenannten. „Das ist egoistisch und sehr gefährlich, wenn dadurch ein 80-Jähriger nicht geimpft wird, an Covid erkrankt und stirbt“, sagt Heinrich. Die Drängler seien aber nur Einzelfälle. Insgesamt mache die Arbeit ihm viel Spaß. Sie stelle eine ganz andere Herausforderung dar als seine normale Tätigkeit in der Praxis.
Aber Heinrich arbeitet vor allem aus einem Grund im Impfzentrum: „Weil nur die Impfung uns dauerhaft schützen kann. Und erst, wenn mindestens 80 Prozent der Menschen geimpft sind, wird es eine Sicherheit geben.“ Gerade Ärzt:innen wie er hätten oftmals die Gefährlichkeit des Virus sehr nah miterlebt. Und auch, „wie Covid-Patienten, die man behandelt hat, nicht mehr wiederkommen. Nicht weil sie gesund werden, sondern weil sie sterben.“
Auch die Johanniter sind am und im Impfzentrum mit ihren Sanitätsteams im Einsatz. Sie stehen für den Notfall mit voller Ausrüstung und einem Rettungswagen bereit. Die Johanniter haben pro Tag eine:n freiwillige:n Helfer:in mit dabei. Hier arbeiten diese ehrenamtlich und erhalten eine kleinere Sanitätspauschale, die Transport und Verpflegung deckt, sagt Johanniter-Ehrenamtskoordinatorin Nina Mamarbachi. Die freiwilligen Sanitäter:innen seien voll ausgebildet und leisteten diese Dienste neben ihrem normalen Beruf. Insgesamt gebe es rund 30 bis 40 Ehrenamtliche, die derzeit regelmäßig bei den Einsätzen im Impfzentrum dabei sind.
Impfzentrum wie Johanniter nutzen zur Koordinierung ihrer Dienste Apps, über die sich die Freiwilligen eintragen können. Im Zentrum, sagt Heinrich, seien die Schichten oft nach wenigen Sekunden weg.
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