Ralf Pauli über verpflichtende Schnelltests an Schulen
: 536 Gründe

Wenn kommende Woche fast überall im Land wieder Grund­schü­le­r:in­nen in den Unterricht dürfen, sollen sie Masken tragen, Abstand halten, in Gruppen lernen. Was jedoch kein Bundesland vorschreibt: dass sie vor Unterrichtsbeginn auf Covid-19 getestet werden. Weder einmalig am „ersten“ Schultag – noch in regelmäßigen Abständen danach. Lediglich im Saarland stehen Schü­le­r:in­nen ab Montag zwei Antigen-Schnelltests pro Woche zur Verfügung. Berlin verspricht dasselbe für Mitte März, wenn die ersten Produkte für den Eigengebrauch zugelassen sind. Auch andere Länder erwägen solche Testangebote. Einig sind sich die Kul­tus­mi­nis­te­r:in­nen bisher nur darin: Die Schnelltests werden – wie für Lehrkräfte – freiwillig sein. Sinnvoll ist das leider nicht.

Das zeigt das geringe Interesse an den Tests, die einige Länder ihren Schü­le­r:in­nen nach den Weihnachtsferien angeboten haben. Wie man aber möglichst viele Infektionen finden will, wenn sich – wie in Sachsen – gerade mal ein Drittel der Schü­le­r:in­nen testen lässt, sollten die Ministerien überdenken. Wie hilfreich dagegen verbindliche Tests sind, zeigt ein Blick nach Österreich. Dort müssen Schü­le­r:in­nen und Leh­re­r:in­nen seit Kurzem zwei mal wöchentlich einen „Nasenbohrer-Test“ machen, seit dieser Woche erstmals im ganzen Land: Und siehe da: 536 der 1,3 Millionen Tests waren positiv. Klingt wenig, ist es aber nicht.

Denn wie in Österreich sind auch bei uns die Mutationen auf dem Vormarsch. Heißt: Wir müssen uns auf mehr Infektionen an Schulen einstellen. Denn B.1.1.7 & Co sind – das lassen bisherige Daten befürchten – für Kinder deutlich ansteckender. Wer also verhindern will, dass sich die Mutationen unbemerkt verbreiten, kommt an massenhaften Tests an Schulen nicht vorbei. Daran ändern auch die geringere Zuverlässigkeit der Antigen-Tests oder die für Kindernasen unangenehmen Wattetupfer nichts (die möglicherweise bald durch kinderleichte Spucktests ersetzt werden könnten). Für die Kul­tus­mi­nis­te­r:in­nen heißt das jetzt: An die 536 Fälle in Österreich denken – und handeln.

der tag