: Mal kurz drüber geredet
Noch eine Woche liegt der Bebauungsplan des Schöneberger Gasometers aus
Von Claudius Prößer
Im Konflikt um den Ausbau des Schöneberger Gasometers fand am Dienstagabend eine virtuelle Debatte mit BürgerInnen, Investor und Bezirksamt statt. Einberufen hatte sie der grüne Baustadtrat des Bezirks, Jörn Oltmann, nach massiven Protesten von AnwohnerInnen gegen das Projekt.
Hintergrund ist die Absicht von Projektentwickler Reinhard Müller, ein Hochhaus in dem 77 Meter hohen Gerüst hochzuziehen. Es wäre der Abschluss der Umwandlung des früheren Gasag-Geländes zum „EUREF Campus“. Offenbar hat die Deutsche Bahn Interesse bekundet, das Hochhaus anzumieten.
Der noch bis 24. 2. ausliegende Bebauungsplan erlaubt Müller, bis ins oberste Segment des Gasometergerüsts hineinzubauen. Das stößt auf harsche Kritik von AnwohnerInnen und ruft auch den Denkmalschutz auf den Plan. Eine frühere Fassung des Bebauungsplans hatte eine niedrigere Bebauung verlangt, Oltmann sieht sich mit dem Vorwurf konfrontiert, eingeknickt zu sein.
Bei dem Treffen bekam die Initiative „Gasometer retten!“ fünf Minuten, um ihre Position darzulegen. Ein Vertreter des Landesdenkmalrats wiederholte im Chat die Haltung des Gremiums, „das filigrane Gerüst“ sei „bei der projektierten Bebauung nicht mehr angemessen wahrzunehmen“. Auch das Landesdenkmalamt lehnt die Pläne ab. Alle Einwände können aber vom Bezirksamt ignoriert werden.
In Wortmeldungen wurde auch die Frage aufgeworfen, warum noch immer die zugesagte öffentliche Zuwegung zum Gelände von der Nordspitze her fehlt – laut Müller liegt es derzeit an der Coronapandemie. In Sachen Rostsanierung des Gasometergerüsts beteuerte Müller, diese werde im Mai beginnen.
Die frühere grüne Bürgermeisterin von Schöneberg, Elisabeth Ziemer, heute Vorsitzende des Vereins „Denk mal an Berlin“, hat einen Aufruf gestartet, sich in das Beteiligungsverfahren einzubringen. „Wehren Sie sich gegen die Ausbaupläne“, so Ziemer. Der Gasometer gehöre in seiner heutigen Form zur Stadtsilhouette. Sie fordert zudem, im Bebauungsplan einen Architekturwettbewerb für das Gebäude festzuschreiben.
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