piwik no script img

Innenstadt-Kirche öffnet Toiletten

In Bremen gibt es kaum öffentliche WC-Anlagen, dafür boten Geschäften und Restaurants sogenannte „Nette Toiletten“. Die sind in der Pandemie geschlossen. Die Gemeinde Unser lieben Frauen springt ein

Mit der kostenlosen Öffnung der Toiletten in ihrer Kirche will die evangelische Gemeinde Unser Lieben Frauen mitten in der Bremer Innenstadt die Not mit der Notdurft in Pandemiezeiten lindern. „Mir platzt der Kragen, wenn ich sehe, wie Menschen gezwungen sind, in irgendwelchen Ecken, auch an unserer Kirchenmauer, zu urinieren“, sagte der Gemeinde­pastor Stephan Kreutz am Mittwoch.

In Bremen gibt es nur wenige öffentliche Toiletten, für die auch immer eine Nutzungsgebühr fällig wird. Sogenannte „Nette Toiletten“ etwa in Gaststätten sind aufgrund des Shutdowns meist nicht geöffnet.

„Nicht nur in der Pandemie ist es ein Skandal, dass es für wohnungslose Menschen keine funktionierende Sanitär­infrastruktur in Bremen gibt, die auch für sie problemlos zugänglich und vor allem kostenlos ist“, sagte Kreutz. Bei der Aktion wird die Gemeinde vom ­Diakonischen Werk unterstützt, das die regelmäßige Säuberung der Toiletten aus Spendengeldern bezahlt. „Das ist praktische und unkomplizierte Coronanothilfe der Diakonie für Menschen auf der Straße“, sagte Kreutz.

Natürlich seien die Toiletten der Stadtkirche nur ein Baustein auf dem Weg zu einer flächendeckenden Infrastruktur, sagte Bremens Landesdiakoniepastor Manfred Meyer. „Die Trinkwasser- und Sanitärversorgung gehört zur öffentlichen Daseinsfürsorge. Damit das erfüllt werden kann, braucht es noch deutlich mehr frei zugängliche Sanitäranlagen in Bremen.“ Davon profitierten nicht nur Wohnungslose, sondern auch Touristen und Passanten etwa beim Einkaufen.

Ab 1. Februar sollen Kundenstopper vor der Kirche mit dem Slogan „Auch dafür sind wir offen“ verbunden mit einem WC-Signet über die Aktion informieren. Die Toiletten sollen zunächst bis zum 31. März täglich von 10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet sein. (epd)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen