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Bunte Wände trotz grauer Tage

Eine Ausstellung auf einem Fabrikgelände zeigt die Wichtigkeit von alternativen Kunst- und Kulturprojekten

Ausstellung in Hemelingen: viel Farbe gegen Bodyshaming Foto: Benjamin Eichler/DiscART

Von Alina Fischer

Vor dem ehemaligen Coca-Cola-Gelände in Hemelingen reiht sich eine Menschenschlange. Es ist kalt, die Sonne scheint. Alle 90 Sekunden darf eine Kleingruppe losspazieren. Der Weg über das Gelände führt vorbei an bunten Außenfassaden, Graffiti, großformatigen Malereien, Installationen. An manchen Ecken hängt noch der Geruch von frischer Farbe in der Luft.

Mehr als 100 überwiegend regionale Künstler*innen haben in den letzten Wochen die schlichten Wände des alten Fabrikgebäudes mit ihrer Kunst belebt. „DiscART light“ heißt der Outdoor-Spaziergang rund um Street-Art und Gegenwartskultur, der unter strengen Corona-Auflagen nun doch stattfinden konnte. Ursprünglich hatten die Organisator*innen Andreas Friedrich und Marlene Kaiser eine Ausstellung an mehreren Wochenenden geplant, mit Konzerten und Lesungen – der Spaziergang war die Alternative.

Mit Erfolg: Rund 2.500 Besucher*innen kamen und sahen gleich zu Beginn eine Wand, die im Rahmen eines Workshops von Kindern der Grundschule Glockenstraße gestaltet wurde. Zu sehen sind bunte Häuser, Tiere, Blumen. Einige Meter weiter prangt in Lila der Schriftzug „Gegen Mackertum“ an einer Fassade. In einem der wenigen Innenräume, die man durchs Fenster betrachten darf, sind Gedichte zu lesen. Angesprühte Rohre und Belüftungsschächte, Lichtinstallationen und eine alte Überwachungskamera ergänzen die farbigen Fassaden. „Das Wochenende hat gezeigt, dass Kunst und Kultur gebraucht und gesehen wird, vor allem diese Art von Kunst“, sagt Friedrich. Oft gingen alternative Kunstkonzepte bei der ­Verteilung von Fördergeldern leer aus.

Zwischennutzung sei Dank

Über ein Praktikum bei der Zwischenzeitzentrale (ZZZ) hatte Friedrich von dem Leerstand erfahren. Er erzählte seiner Mitbewohnerin Kaiser davon. Sie sei dann auf die Idee mit der Ausstellung gekommen. Da die Gebäude des Coca-Cola-Geländes abgerissen werden sollen, habe es die perfekte Fläche geboten, um sich künstlerisch auszutoben. Mit Hilfe der ZZZ konnten sie sich mit der Eigentümerin, einer Immobilienfirma, auf eine Zwischennutzung einigen.

Der Rückbau des Geländes hat inzwischen schon begonnen. Ein Besuch der Ausstellung war nur bis letzten Sonntag möglich. Eine Fortsetzung ist aber für März 2021 geplant. Dann wird vor allem Kunst in den Innenräumen zu sehen sein, die wegen des Hygienekonzepts bis jetzt noch verborgen blieb. Bei der Planung konzentrieren sich die beiden auf die Ausstellung, wollen aber schauen, was an Rahmenprogramm spontan geht. Stattfinden solle der zweite Teil der Ausstellung, sagt Friedrich, „zur Not auch wieder als Spaziergang“.

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