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Syrien: Russische Angriffe trotz Waffenruhe

Dutzende Kämpfer einer protürkischen Gruppierung in Syriens Rebellengebiet Idlib getötet

Bei russischen Luftangriffen auf das Rebellengebiet Idlib im Nordwesten Syriens sind nach Angaben von Aktivisten mindestens 78 Rebellen getötet worden. Russische Jets griffen demnach die Miliz Failak al-Scham an, die mit der Türkei verbündet ist. Die Bombardements trafen ein wichtiges Ausbildungslager der Miliz nahe dem Ort Harim unweit der türkischen Grenze. In den kommenden Tagen sollten dort rund 150 Kämpfer ihre Ausbildung abschließen.

Auf Videos waren in Decken gehüllte Leichen zu sehen. Rund 100 weitere Kämpfer seien verletzt worden, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Montag mit.

Failak al-Scham („Scham-Legion“) entstand 2014 als Bündnis 19 kleinerer Rebellengruppen im Nordwesten Syriens, die nicht mit al-Qaida-nahen Gruppen zusammenarbeiten wollten. 2018 wurde die Gruppierung der zentrale Bestandteil der von der Türkei unterstützten Nationalen Befreiungsfront (NLF) Syriens, die der islamistischen HTS (Haiat Tahrir al-Scham) die Kontrolle Idlibs streitig macht.

NLF-Sprecher Mustafa Nadschi nannte die Angriffe eine „klare russische Botschaft“ und einen deutlichen Verstoß gegen die geltende Waffenruhe in Idlib, auf die sich die Türkei und Russland im März geeinigt hatten. Die NLF habe als Reaktion Stellungen der syrischen Regierungstruppen und russischer Kräfte mit Raketenwerfern angegriffen. Die Regierungen in Moskau und Ankara äußerten sich zunächst nicht.

Idlib ist nach neun Jahren Bürgerkrieg in Syrien die letzte Rebellenhochburg des Landes. 2,9 Millionen Menschen leben dort, die Hälfte davon Flüchtlinge aus Regierungsgebieten. In den letzten Tagen hatten Scharmützel an der Front zwischen Rebellen und Regierungsarmee zugenommen, außerdem hat Russland ein Treibstofflager im Rebellengebiet nahe Aleppo mit Luftangriffen zerstört. (dpa, taz)

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