: Am Heuss-Ring rattert’s
Kiel hat die erste Luftfilteranlage in Betrieb genommen
Es bläst und saugt: Am Kieler Theodor-Heuss-Ring hat die erste von sechs Luftfilteranlagen den Betrieb aufgenommen. Die grauen Kästen am Straßenrand, groß wie ein Kleinlaster und rund 80.000 Euro teuer, sollen Abgase aufnehmen, Ruß und Feinstaub herausfiltern und die Luft „hochgradig gereinigt“ auspusten, sagte jetzt ein Mitarbeiter der Herstellerfirma. Und Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) freute sich über Anwohner*innen, die endlich wieder „so atmen können, wie rechtlich vorgeschrieben“.
Eben das war den Menschen rund um die mehrspurige Straße lange nicht vergönnt: Seit Jahren werden die Stickstoffgrenzwerte überschritten. In diesem Jahr halfen zwar eine Großbaustelle und der Corona-Lockdown, die Werte im grünen Bereich zu halten, doch am einfachsten wäre das Problem mit einem Fahrverbot für ältere Dieselfahrzeuge zu lösen – was die Stadtverwaltung vermeiden will. Zwar würde es die Luft am Theodor-Heuss-Ring verbessern, aber im Rest der Stadt befürchtet OB Kämpfer neue Staus. Also hieß die erste Maßnahme: nicht Diesel weg von der Straße, sondern weiter weg – von der Messstation. Zeitweise wurde eine Fahrbahn für Knatterer gesperrt. Der neueste Streich sind nun die Filteranlagen einer Trittauer Firma. Kiel setzt als bundesweit erste Stadt auf diese Geräte, das Land fördert den Versuch mit rund 300.000 Euro.
Am Heuss-Ring blockieren die Filter den Radweg, auch könnten die Geräte zur Todesfalle für Insekten werden. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) bemängelt vor allem, dass die Filter neben der Messstation stehen, also Werte verbessern, ohne die Belastung auch zu senken. Die DUH klagte gegen den Luftreinhalteplan und erhielt vor dem Oberverwaltungsgericht Schleswig recht: Es sei nicht plausibel, dass die Feinstaubstaubsauger für gute Luft am ganzen Ring sorgen. Kiel müsse „handeln“, so DUH-Anwalt Remo Klinger, „nicht experimentieren.“
Esther Geißlinger
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