: Der Plan: Trump bei Tiktok austricksen
Der chinesische Konzern will seine Erfolgs-App nicht verkaufen. Ob Trump das Manöver mitmacht?
Der chinesische Technologiekonzern ByteDance will Insidern zufolge über eine Partnerschaft mit dem US-Softwarekonzern Oracle einen erzwungen Verkauf seiner Kurzvideoplattform Tiktok in den USA umgehen. Demnach würde Oracle Technologiepartner werden und die Verwaltung der US-Benutzerdaten von Tiktok übernehmen, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen. So solle ein Verbot in den USA verhindert und zugleich die chinesische Regierung beschwichtigt werde. Auch über einen Einstieg von Oracle bei Tiktok werde verhandelt. Oracle kann damit im Tauziehen um die App offenbar den Rivalen Microsoft ausstechen. Microsoft erklärte am Sonntag, der Konzern habe eine Verkaufsabsage von ByteDance erhalten.
Tiktok gehört aktuell zu den beliebtesten und am schnellsten wachsenden Plattformen unter den Onlinenetzwerken. Bereits im Mai erreichte die App die Marke von zwei Milliarden Downloads weltweit – das hatte zuvor nur Facebook geschafft. Auf der Plattform teilen vor allem jüngere Nutzer:innen selbst gedrehte Kurzvideos, in denen viel getanzt, gesungen und posiert wird. Der Erfolg des chinesischen Unternehmens brachte jedoch US-Präsident Donald Trump auf den Plan. Er verfügte im August, dass Mutterkonzern ByteDance Tiktok an ein US-Unternehmen verkaufen müsse. Trump untersagte US-Unternehmen Geschäfte mit Tiktok wie auch mit WeChat vom chinesischen Konzern Tencent. Die Begründung: Eine Bedrohung für „die nationale Sicherheit, die Außenpolitik und die Wirtschaft der Vereinigten Staaten“. Das Vorgehen schürte die Spannungen im Handelsstreit mit China.
Der chinesische Staatssender CGTN berichtete nun unter Berufung auf Insider, ByteDance werde das US-Geschäft von Tiktok nicht verkaufen und auch den Quellcode der Videoplattform nicht an einen US-Käufer abgeben. Der Code gilt als das Herzstück der Plattform. Schließlich sorgt ein ausgefeilter Algorithmus dafür, Nutzer:innen sehr passgenaue neue Videos vorzuschlagen und so die Attraktivität der Plattform zu steigern.
Ob sich Trump mit den Plänen zufrieden gibt, ist fraglich. Er hatte noch am Freitag gesagt: „Es wird entweder geschlossen oder sie verkaufen es.“ Allerdings ist Oracle-Gründer und Verwaltungsratschef Larry Ellison einer der wenigen Unterstützer von Trump unter den Spitzenmanagern der US-Technologiebranche.
Den Insidern zufolge stützt sich ByteDance mit seinen Plänen auf den Verkauf des US-Versicherers Genworth Financial an ein chinesisches Unternehmen vor zwei Jahren. Damals stimmten die US-Behörden zu, weil ein in den USA ansässiger, unabhängiger Dienstleister für die Verwaltung der Daten der amerikanischen Versicherungsnehmer von Genworth hinzugezogen wurde.
Die US-Behörde zur Überprüfung ausländischer Investitionen, CFIUS, muss einem Deal zustimmen. Von ByteDance und Oracle lagen zunächst keine Stellungnahmen vor. (taz, rtr)
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