Simone Schmollack über Missbrauch in der katholischen Kirche
: Mehr Geld für die Opfer!

Vermutlich versprechen sich nicht wenige Katholikinnen und Katholiken von der alljährlichen Herbstvollversammlung der katholischen Kirche, die gerade in Fulda stattfindet, einen Aufbruch ihrer Glaubenseinrichtung. Schon lange fordern Gläubige eine Modernisierung ihrer Kirche – Stichworte sind da unter anderem die Weihe für Frauen und ein moderner Umgang mit Geschiedenen – sowie Anstand gegenüber Betroffenen sexueller Gewalt in katholischen Einrichtungen. Aber all jene, die mit der aktuellen Synode darauf gehofft hatten, dürften – wieder einmal – enttäuscht werden.

Der Druck aus dem Vatikan gegen eine Modernisierung der Kirche scheint zu groß zu sein. Die deutschen Bischöfe beugen sich offenbar lieber der höheren Macht, als den Mitgliedern im eigenen Land entgegenzukommen. Vor allem unglaubwürdig machen sie sich beim Umgang mit Betroffenen sexueller Gewalt. Seit Jahren versichert die katholische Kirche, den strukturellen Missbrauch aufarbeiten und Opfer entschädigen zu wollen. Doch davon ist nicht viel zu spüren. Akten werden nicht vollständig geöffnet, Täter erhalten keine Berufsverbote, Entschädigungszahlungen fallen gering aus. All das muss den Betroffenen – um es einmal sehr zugespitzt zu formulieren – wie ein erneuter Missbrauch erscheinen.

Im Durchschnitt zahlt die katholische Kirche 5.000 Euro an Geschädigte; bei sehr harten Fällen schon mal mehr. Eine von der Bischofskonferenz eingesetzte ExpertInnengruppe spricht hingegen von bis zu 400.000 Euro, die Opfern teilweise zustünden. Solche Summen wird die Kirche sicher niemals zahlen. Zugegeben, es wäre viel Geld, das die Kirche bereitstellen müsste. Angesichts des Leids, das katholische OrdensträgerInnen verursacht haben, wären höhere Zahlungen hingegen ein deutliches Signal: Wir meinen es ernst mit Aufarbeitung und Entschädigung.

Und falls die Kirche sich mit dem Argument herausreden möchte, so viel Geld sei nicht da, könnte sie – Achtung, unorthodoxer Vorschlag – einige ihrer teuren Immobilien verkaufen. Angesichts des Mitgliederschwunds braucht sie die bald ohnehin nicht mehr.