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Grüne mögen heiße CO2-Pilze

Um Außengastronomie auch im Herbst zu ermöglichen, soll klimaschädliche Außenheizung möglich werden

Auf Bezirksebene hatten sich die Grünen zuletzt mehrfach gegen die Erlaubnis gestellt

Von André Zuschlag

Die ganz großen Fragen der Gesellschaft stehen sich manchmal an ganz kleinen Dingen gegenüber. In diesem Fall an Heizpilzen. Ausgerechnet die Grünen haben lange mit sich gerungen, nun aber doch den Weg für eine Nutzung der klimaschädlichen Geräte frei gemacht. Dadurch, dass Gäste durch die Wärmestrahler eher dazu eingeladen sein könnten, im Außenbereich einer Kneipe Platz zu nehmen statt im Innenbereich oder gar nicht, soll die Gastronomie gestützt und die Corona-Ansteckungsgefahr gemindert werden. „Ich kann mir vorstellen, dass wir die Anträge der Gaststätten in den Wintermonaten großzügig bewilligen“, sagt die oberste Grüne Hamburgs, Katharina Fegebank.

Der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) hatte der Forderung in den vergangenen Wochen Nachdruck verliehen, damit die Gastronom*innen in den kalten Monaten weiter an der frischen Luft servieren können – angesichts der Coronapandemie sei die Bewirtung in geschlossenen Räumen nur begrenzt möglich.

Bislang ist die Nutzung von Heizstrahlern in Hamburg weitgehend untersagt. Die Bezirke erteilen Gastronom*innen seit rund zehn Jahren keine Erlaubnis mehr zur Aufstellung auf öffentlichem Grund – also da, wo die Gastronomie üblicherweise ihre Außenplätze hat. Nur auf privaten Grund, etwa auf Dachterrassen oder in Hinterhöfen, können die Behörden nicht verbietend eingreifen.

Schon am Wochenende hatte sich Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) achselzuckend für die Heizpilze eingesetzt. Man müsse „mit den realen Gegebenheiten umgehen“, sagte Kerstan.

In den Bezirksversammlungen hatten sich die Grünen zuletzt mehrfach gegen die Erlaubnis gestellt. Schließlich: Bei maximaler Leistung ballern die Wärmestrahler bis zu 3,5 Kilogramm CO2 pro Stunde in die Atmosphäre. Das entspricht über ein Jahr gerechnet einem Auto mit einer Fahrleistung von 12.000 Kilometern.

Zwischen dem Senat und den Bezirken läuft es nun wohl auf einen Kompromiss hinaus: Diesen Winter dirigiert der Senat die Bezirke zu großzügiger Bewilligung, dafür sollen die CO2-Pilze ab dem kommenden Frühjahr zumindest im öffentlichen Raum per Gesetz gänzlich untersagt werden.

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