heute in hamburg: „Fühlt sich an wie ein Marathon“
Mara Meier (Name geändert) wohnt in Hamburg und ist hauswirtschaftliche Betriebsleitung einer Elbkinder-Kita und streikt für Tariflohn und mehr Personal.
Interview Deborah Kircheis
taz: Frau Meier, was gehört zu den Aufgaben einer Mitarbeiter*in im Hausbereich der Kita?
Mara Meier: Wir managen den gesamten Hauswirtschaftsbereich. Dazu gehört die Reinigung, Wäschepflege, Verpflegung und sogar Schnittstellenarbeit zum pädagogischen Bereich. Das bedeutet für die Essensplanung, dass ich die Wünsche der Kinder mit einfließen lasse. Wir gestalten unseren Speiseplan auch für bestimmte Projektwochen oder Feste. Außerdem tragen wir Verantwortung für die Gesundheit der Kinder. Auch für Kinder, die Lebensmittelunverträglichkeiten oder Allergien haben.
Und dafür fordern Sie mehr Geld?
Ja, in den letzten Tarifverhandlungen am Freitag wurde klar, dass wir immer noch nicht finanziell für unsere Arbeit gewürdigt werden. Die Geschäftsführung meinte sogar, man würde es nicht einmal merken, wenn der Hausbereich streikt.
Was hat sich durch die Öffnung der Kitas nach dem Lockdown geändert?
Am Anfang mussten wir jeden Raum täglich nass und trocken und zusätzlich alle Kontaktflächen wischen. Das sind alle Flächen, die man berührt, also zum Beispiel Türklinken, Telefonhörer oder Tastaturen. Die Waschräume und Eingangsbereiche mussten wir zwei Mal pro Tag reinigen. Im derzeitigen Regelbetrieb reinigen wir noch ein Mal täglich alle Kontaktflächen und wischen die Krippenräume.
Haben Sie dafür genug Angestellte?
Unsere Reinigungsressourcen sind auf ergebnisorientierte Reinigung ausgelegt.
Sie putzen dort, wo es schmutzig ist?
Ja, das tägliche Saubermachen der Kontaktflächen kommt nun noch dazu. Das hält man mal eine Woche durch, aber über längere Zeit fühlt es sich an wie ein Marathon, bei dem man seine Kräfte einteilen muss. Mit der Personalausstattung, die wir jetzt haben, ist das nicht zu schaffen.
Was erhoffen Sie sich von dem Streik heute?
Viele meiner Kolleginnen machen mehr als sie müssten und bleiben länger – ohne es in den Dienstplan zu schreiben. Wir sind auch nicht nur Reinigungskräfte oder Köchinnen, sondern genauso Bezugspersonen für die Kinder. Es muss klar werden, wie wichtig unsere Arbeit ist. Dafür würde ich auch noch öfter streiken.
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