: Kippa tragen
Samuel Salzborn wird Beauftragter für Antisemitismus
Der Politikwissenschaftler Samuel Salzborn ist zum ersten Antisemitismusbeauftragten des Landes Berlin berufen worden. Der 43-Jährige sagte am Montag, er wolle jüdisches Leben in Berlin weiter sichtbar machen und stärken. Die Ernennung des Sozialwissenschaftlers durch Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) stieß auf breite Zustimmung.
Salzborn betonte bei seinem Amtsantritt, künftig solle es eine Selbstverständlichkeit sein, in Berlin öffentlich die Kippa ohne Bedenken tragen zu können. Zugleich warnte er davor, dass die Vernetzung von Antisemiten mittlerweile „ein erhebliches Ausmaß“ angenommen habe, dies müsse stärker in den Blick genommen werden. Als Beispiel nannte er den antisemitischen Anschlag mit zwei Toten auf die Synagoge in Halle am 9. Oktober 2019.
Der Politologe verwies darauf, dass er sich seit gut 20 Jahren wissenschaftlich mit „Antisemitismus in all seinen Facetten“ beschäftigt habe. Dazu zählten rechter und linker Antisemitismus, Antisemitismus mit einen christlichen oder einem islamischen Hintergrund sowie Antisemitismus aus der Mitte der Gesellschaft.
Salzborn wurde 1977 in Hannover geboren. Er studierte dort Politikwissenschaft, Soziologie, Psychologie und Rechtswissenschaft und habilitierte sich in Gießen. Zuletzt hatte er eine Gastprofessur zur Antisemitismusforschung an der TU Berlin inne.
„Wir haben hier in Berlin die Herausforderung, dass sich Antisemitismus tagtäglich neu artikuliert“, wie etwa zuletzt am Wochenende bei der Demonstration gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie, sagte Sigmount Königsberg, der Antisemitismusbeauftragte der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, der in der Auswahlkommission mitarbeitete.
Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin (Rias Berlin) erhofft sich mit der Stellenbesetzung neue Impulse bei der Bekämpfung des Antisemitismus in Berlin. „Wir halten es für wesentlich, weiterhin das Problem des Antisemitismus an Schulen zu adressieren“, erklärte Alexander Rasumny von Rias. Notwendig sei auch, „die Sensibilisierung der Polizei für die aktuellen Ausprägungsformen des Antisemitismus“ zu unterstützen.
Seit Mai 2019 hatte zunächst der Politikwissenschaftler Lorenz Korgel die Stelle als Ansprechpartner für Antisemitismus in Berlin interimsmäßig innegehabt. Er sollte zunächst Erfahrungen sammeln, auf deren Basis dann das endgültige Stellenprofil festgelegt werden sollte. Der Senat hatte im März 2019 ein Konzept zur Weiterentwicklung der Antisemitismusprävention beschlossen. Dieses sieht unter anderem die Einrichtung eines Antisemitismusbeauftragten vor. (epd)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen