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das portraitFlemming Meyersagt „farvel“ zum Landtag

Konnte für seine Partei, den SSW, einiges erreichen: Flemming Meyer Foto: Lars Salomonsen

Ein freundliches „hej“ zur Begrüßung, ein „tak“ als Dank fürs Zuhören – Flemming Meyer ist ein höflicher Mensch, der im Politikbetrieb als angenehm zurückhaltend auffällt. Seit 2005 ist er Landesvorsitzender des Südschleswigschen Wählerverbandes (SSW), seit 2009 sitzt er für die Partei der dänischen und friesischen Minderheiten im Landtag. Zum ersten August scheidet der 68-Jährige nun aus dem Parlament aus. Parteivorsitzender bleibt er noch bis 2021, wenn seine Partei sich anschickt, einen Sitz im Bundestag zu erobern.

Manchmal begann Meyer eine Rede auf Dänisch, weil er vergessen hatte, dass nicht jeder um ihn herum zweisprachig aufgewachsen ist. Dass die Umwelt die Minderheiten nicht vergisst, dafür setzt er sich seit Jahren ein. Er kämpft mit Leidenschaft für seine Themen. Sein größter Erfolg: Unter seinem Vorsitz beteiligte sich die Regionalpartei von 2012 bis 2017 erstmals an einer Regierung. Bei der Landtagswahl 2017 konnte der SSW drei Abgeordnete ins Parlament entsenden, ein gutes Ergebnis für die Partei, die nur nördlich der Eider­ eine feste Basis hat.

Rund 50.000 Menschen zählen sich zur dänischen Minderheit, einige Tausend umfasst die friesische Bevölkerungsgruppe. Der SSW als ihr politischer Arm muss aufgrund einer Sonderregelung nicht die Fünf-Prozent-Klausel­ einhalten, braucht aber für weitere Stimmen eine Politik, die über die Minderheitenfragen hinausreicht.

Meyer, im Landtag für Soziales und Wirtschaft zuständig, verstand sich zudem als Vermittler über die Grenzen, etwa im Streit um den im Grenzland ungeliebten „Schweinezaun“, mit dem Dänemark Wildschweine fernhalten will: „In Dänemark kritisiere ich den Zaun – in Deutschland mache ich deutlich, dass Dänemark mehr ist als das“, sagte er einmal.

Aber auch für die Kernklientel konnte der SSW einiges erreichen, etwa Vergünstigungen für die eigenen Schulen. Auch dieses Thema lag Meyer am Herzen, schließlich ist er selbst Lehrer von Beruf. Geboren wurde er im dänischen Sonderburg, zur Schule gegangen ist er in Flensburg, wo er 1971 das Abitur an der Duborg-­Skolen ablegte. In dem Jahr zog sein Vater Karl Otto Meyer in den Kieler Landtag ein, wo er bis 1996 als Einzelkämpfer den SSW vertrat. Sein Sohn Flemming studierte, trat in den dänischen Schuldienst ein und unterrichtete in Schulen im Grenzland Dänisch, Mathe und Politik.

Parallel stieg er in die Lokalpolitik ein, wurde Kreisverbands-, schließlich Landesvorsitzender. 2009 zog der Vater von vier Kindern ins Parlament ein. Nach seinem Ausstieg will er mehr Zeit für die Familie haben. Esther Geißlinger

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