Pazderski kandidiert für die AfD Berlin: Der vermeintlich Gemäßigte
Georg Pazderski will als Spitzenkandidat der AfD Berlin zur Wahl 2021 antreten. Doch weil er sich gegen den Flügel stellte, hat er schlechte Chancen.
Berlin taz | Der Vorsitzende der AfD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Georg Pazderski, will als Spitzenkandidat für die Wahl 2021 kandidieren. Außerdem wolle er in der nächsten Legislaturperiode die Fraktion weiter als Vorsitzender anführen, sagte der 68-Jährige in einem Interview im Hauptstadt-TV. Nach AfD-Maßstäben gilt Pazderski als gemäßigt, innerhalb der Partei genau deshalb allerdings als sehr umstritten – seine Wahl zum Spitzenkandidaten ist daher fraglich.
Zuletzt musste der ehemalige Bundeswehr-Oberst mehrere Ämter abgeben: Beim Braunschweiger AfD-Bundesparteitag im November 2019 wurde er als stellvertretender Sprecher im Bund abgewählt. Sein Amt als Berliner Landesvorsitzender musste Pazderski im Januar abgeben – weil die AfD Berlin es seit über einem Jahr nicht hinbekommt, einen Parteitag zu organisieren.
Derzeit gibt es einen Notlandesvorstand, dem der EU-Abgeordnete und ehemalige Springer-Journalist Nicolaus Fest vorsitzt. Wegen dessen reaktionärer und rassistischer Äußerungen rückte die AfD Berlin aus Sicht vieler Beobachter:innen damit weiter nach rechts. Wann der nächste Parteitag stattfindet, konnte AfD-Pressesprecher Ronald Gläser am Dienstag nicht sagen. Ebenso sind noch keine Gegenkandidaturen zu Pazderski bekannt.
Pazderski inszeniert sich gern als gemäßigter Konservativer und Gegenpol des angeblich aufgelösten extrem rechten AfD-“Flügels“ um den brandenburgischen Andreas Kalbitz und den thüringischen Björn Höcke.
Hass auf Facebook
Was aber in der AfD als gemäßigt gilt, lässt sich auf dem Facebook-Auftritt von Pazderski sehen: Unter einem alten Bild der Linken-Fraktionsvorsitzenden Anne Helm als Femen-Aktivistin stehen im Kommentarbereich Dinge wie „Hang 'em high“ („Hängt sie hoch auf“), sexistische Beleidigungen und weiteren Schmähungen. Eine Moderation gibt es nicht.
Die grüne Landtags-Vizepräsidentin aus Schleswig-Holstein, Aminata Touré, nennt Pazderski Quotenfrau, die Umbenennung der Haltestelle M*-Straße ist für ihn das Werk „einer weltweit agierenden, linksideologischen Sprach- und Gesinnungspolizei“, die die „abendländische Geschichte und Kultur einstampfen“ wolle.
Und vor Kurzem hatte Linksabgeordneter Hakan Taş eine einstweilige Verfügung gegen ein Hetzvideo der AfD-Fraktion erwirkt, das tausendfach geteilt wurde. Darin hatte Pazderskis AfD-Fraktion Falschbehauptungen aufgestellt und mit diesen gegen Taş gehetzt.
Zudem wurden kürzlich immer mehr Details über die engen Verbindungen des Neuköllner AfD-Verbandes zur NPD und zur Neonaziszene bekannt (taz berichtete). So teilte ein AfD-Mitglied und Polizist, Detlef M., in einer Chatgruppe mit einem der Hauptverdächtigen der rechten Anschlagsserie in Neukölln geheime Polizeiinformationen.
Leser*innenkommentare
Okin Eggür
> Nach AfD-Maßstäben gilt Pazderski als gemäßigt, innerhalb der Partei genau deshalb allerdings als sehr umstritten – seine Wahl zum Spitzenkandidaten ist daher fraglich.<
und wird daher ein klares Zeichen sein.