Nach Tod Jamal Khashoggis: Mordprozess in Istanbul eröffnet
Nach dem Mord an dem regierungskritischen Journalisten müssen sich 20 Angeklagte vor Gericht verantworten. Alle sind Staatsbürger Saudi-Arabiens.
Frankfurt a.M./Istanbul epd | Der Prozess gegen die mutmaßlichen Mörder des Journalisten Jamal Khashoggi hat am Freitag in Istanbul in Abwesenheit der Angeklagten begonnen. Zum Auftakt habe Khashoggis Verlobte Hatice Cengiz eine Erklärung abgegeben, danach sei die Verhandlung mit Zeugenbefragungen fortgesetzt worden, berichtete die Journalisten-Organisation „Reporter ohne Grenzen“ am Freitag auf Twitter. Die nächste Anhörung ist dem International Press Institut (IPI) zufolge auf den 24. November angesetzt.
Laut „Reporter ohne Grenzen“ sind 20 saudi-arabische Staatsangehörige angeklagt. Die Istanbuler Staatsanwaltschaft beschuldige den früheren Vize-Geheimdienstchef Saudi-Arabiens sowie den ehemaligen Medienberater von Kronprinz Mohammed bin Salman, Saud al-Kahtani, der Anstiftung zum Mord. Den 18 anderen Männern werfe sie vor, die Tat ausgeführt zu haben. Ob es tatsächlich zu einem Urteilsspruch in Abwesenheit der Angeklagten kommt, gilt als unwahrscheinlich.
Der im Exil in den USA lebende Khashoggi war am 2. Oktober 2018 von einem saudischen Mordkommando im Konsulat seines Heimatlandes in Istanbul getötet worden. Er hatte dort Papiere für seine geplante Hochzeit abholen wollen. Seine Leiche wurde am Tatort mutmaßlich zerstückelt.
UN-Sonderberichterstatterin Agnès Callamard macht Saudi-Arabien als Staat dafür verantwortlich und sieht Beweise, dass hochrangige Vertreter des Königreichs und Kronprinz Mohammed bin Salman darin verwickelt waren. Saudi-Arabien weist das zurück.
In einem eigenen Prozess wurde im vergangenen Jahr elf Männern in Saudi-Arabien unter Ausschluss der Öffentlichkeit der Prozess gemacht. Fünf von ihnen wurden zum Tode verurteilt, drei weitere erhielten Gefängnisstrafen.