Starbucks boykottiert Facebook: Werbepause

Mit Starbucks setzt ein weiterer Konzern Facebook unter Druck, stärker gegen Hassrede vorzugehen. Der Verlust von Werbeeinnahmen zeigt Wirkung.

Ein Schild zeigt das Starbucks-Logo

Starbucks setzt Facebook unter Druck. Kapitalismus gegen Kapitalismus? Foto: Gene J. Puskar/ap

BERLIN taz | Die international operierende Kaffeehauskette Starbucks erklärte am Wochenende, dass sie bis auf Weiteres keine Werbung mehr bei Facebook schalten wolle. Damit ist Starbucks eines von inzwischen mehr als 160 großen Unternehmen, die den laxen Umgang mit Desinformationen und Hassrede auf der Plattform zum Anlass nehmen, zumindest zeitweise ihre Werbegelder bei sich zu behalten. Treibende Kraft hinter dieser Entwicklung ist die noch nicht einmal zwei Wochen alte Kampagne „Stop Hate for Profit“, der Anti-Defamation-League (ADL), einer traditionsreichen Nichtregierungsorganisation, die sich vor allem dem Kampf gegen Antisemitismus verschrieben hat.

Starbucks möchte zwar ausdrücklich nicht auf der Liste der ADL-Unterstützer stehen, jedoch finden sich dort auch illustre Wirtschaftsgrößen, darunter der Unilever-Konzern, der Kabel- und Telekommunikationsgigant Verizon und der Outdoor-Bekleidungshersteller The North Face. Die Unterbrechung des Werbeengagements variiert dabei zwischen einem Monat und bis zum Ende des Jahres. Betroffen ist in vielen Fällen nicht nur Facebook sondern auch Twitter. Die Aktien beider Unternehmen gaben in der vergangenen Woche erheblich nach.

Grund für Misstrauen haben Investor*innen zur Genüge. Bereits im Geschäftsbericht zum ersten Quartal deutete sich coronabedingt ein Rückgang der Werbeeinnahmen, die annähernd 100 Prozent des Facebook-Einkommens ausmachen, an. Der größte Teil der Einnahmen des Netzwerks stammt zwar von kleinen und mittleren Unternehmen, die vor allem die preisgünstige lokal gezielte und an den Interessen der Nutzer*innen orientierte Platzierung von Anzeigen schätzen.

Reduzierte Marketingbudgets der Werbetreibenden in der Pandemie wirken sich direkt auf die zu erzielenden Preise für die versteigerten Werbeplätze auf der Plattform aus. Der Rückzug einer größeren Anzahl Werbetreibender aus – zumindest vorgeblich – ethischen Gründen kann diesen Effekt nun verschärfen. Dazu kommt der politische Flurschaden für eine Plattform, die ohnehin wegen des Vorwurfs der Förderung von Hassrede unter Druck steht.

Facebook bewegt sich ein Stückchen

Um diesen Druck nun nicht zu groß werden zu lassen, reagierte Facebook mit einer Änderung der bisherigen Politik strikter Nichteinmischung in politische Auseinandersetzungen. Noch vor wenigen Wochen hatte Mark Zuckerberg deutlich gemacht, dass Facebook unter keinen Umständen auch offensichtliche Lügen oder Desinformationen von Politikern wie Donald Trump moderieren würde. Am vergangenen Freitag nun kündigte die Plattform an, irreführende Wahlwerbung mit Links zu akkuraten Informationen zu ergänzen.

Posts von Personen des öffentlichen Lebens, die ansonsten gegen die Nutzungsbestimmungen verstoßen würden, sollen in Zukunft zwar weiterhin online bleiben, jedoch mit dem Hinweis versehen werden, dass dies lediglich mit dem „Nachrichtenwert“ der inkriminierten Äußerungen begründet werde. Weder die ADL noch die boykottierenden Werbetreibenden haben diesen Schritt bisher öffentlich kommentiert.

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