wie machen sie das?: Der Bademeister
Hajo Höhnke, 27, ist Fachangestellter für Bäderbetriebe – kurz: Bademeister – und arbeitet seit 2012 im Sommerbad Wilmersdorf in Berlin. Dieses Jahr ist wegen Corona alles anders.
taz am wochenende: Herr Höhnke, Sie sind Bademeister im Sommerbad Wilmersdorf. Und müssen jetzt nicht nur aufpassen, dass niemand ertrinkt, sondern auch, dass sich niemand mit Covid-19 ansteckt. Wie machen Sie das?
Hajo Höhnke: Das Wichtigste ist: Abstand halten. Normalerweise ist das kein Problem, die meisten halten sich dran, sie sind es ja auch gewohnt von Bus und Bahn und von Einkaufsläden. Und wenn sich Badegäste mal nicht dran halten, dann weisen wir sie halt darauf hin.
Es können ja nicht mehr so viele kommen wie sonst. Wie wird das bei Ihnen im Bad organisiert?
Unsere Gäste müssen sich im Internet für ein Zeitfenster registrieren. Wir haben ein frühes von 7 bis 10 Uhr, eins von 10.30 bis 15 Uhr, und das letzte geht von 15.30 bis 20 Uhr. Insgesamt dürfen am Tag nur noch 1.425 Leute rein. An guten Tagen im Sommer hatten wir letztes Jahr auch mal 8.000 Gäste. Es ist also deutlich leerer.
Wer ins Schwimmbad will, muss also vorher ins Internet. Bleiben deshalb etwa ältere Gäste, die vielleicht nicht so netzaffin sind, jetzt zu Hause?
Nein, die haben sich eigentlich ganz gut organisiert. Wir sprechen ja auch mit unseren Stammgästen. Und die helfen sich gegenseitig, tauschen sich aus, bekommen Hilfe von Nachbarn oder Enkeln, wenn sie es überhaupt nötig haben. Es bleiben im Gegenteil eher die Jüngeren weg. Obwohl ja Ferien sind, haben wir kaum Schüler hier, wahrscheinlich, weil wir nur die Flächen zum Schwimmen anbieten, die Sprungtürme aber geschlossen sind.
Für Sie als Bademeister ist es also entspannter?
Die jungen Gäste, die sonst gerne mal rumtoben und den ganzen Tag hier verbringen, sind zwar gerade nicht da, aber entspannter ist es nicht unbedingt. Wir müssen etwa sehr viel zählen. Auf jeder unserer vier Doppelbahnen dürfen nur 18 Gäste gleichzeitig schwimmen. Da müssen wir ständig drauf achten.
Das Sommerbad hat knapp einen Monat später geöffnet als in den Jahren zuvor. Wie waren die Reaktionen der Gäste?
Die waren megaglücklich. Wir waren ja mit das erste Bad in Berlin, das wieder geöffnet hatte Ende Mai. Und wir haben viele Stammgäste, die täglich zu uns kommen, die bei uns ihr sportliches Morgen- oder Mittagsprogramm durchziehen. Und die waren natürlich auch froh, endlich wieder die gleichen Leute wie sonst am Becken zu treffen und mit ihnen zu plaudern.
Das Schwimmbad als sozialer Treffpunkt.
Genau, viele quatschen auch gerne mit uns und reden sich ihren Frust von der Seele. Das ist schon gut, dass das jetzt wieder möglich ist. Interview: Paul Wrusch
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