Konzertsommer mit Einschränkungen: Abgespeckt, umsonst und draußen

Der Konzertsommer fällt nicht ganz aus: „Jazz am Kaisersteg“ in Oberschöneweide und Festival „20 Sunsets“ im Haus der Kulturen der Welt laden ein.

Musikerin Marla Hansen im Porträt - sie tritt am 7. August beim Festival „20 Sunsets“ im Haus der Kulturen auf Welt auf

Marla Hansen tritt am 7. August beim Festival „20 Sunsets“ im Haus der Kulturen auf Welt auf Foto: Nura Queshi

BERLIN taz | Nur mal als Erinnerung, was beim Blick in den Konzertkalender jetzt eigentlich noch alles anstehen täte für demnächst. Die sich dafür mal in unbeschwerterer Zeit die Eintrittskarten besorgt haben, denken bestimmt schmerzlich daran. Da wären zum Beispiel in der Zitadelle Spandau beim Citadel Music Festival Lionel Ritchie (war geplant für den 19. Juli) und Cat Stevens (24. Juli), in der Waldbühne würde man auf den jährlichen Schlagerspaß mit Dieter Thomas Kuhn (1. August) und die flotte Punksause mit den Toten Hosen (18./19. August) warten.

Das alles und noch viel mehr findet aber aus den bekannten coronapandemischen Gründen nicht statt. Wenn man sich ein wenig umschaut bei den Veranstaltern, stellt man fest, dass viele eigentlich für diese Saison gebuchten Konzerte nun bereits ins nächste Jahr verschoben werden, sodass man sich schon jetzt vormerken kann, dass etwa der Auftritt der Fantastischen Vier – er hätte bereits Mitte Juni stattfinden sollen – nun eben am 9. Juli 2021 in der Parkbühne Wuhlheide nachgeholt wird. Da kann man ja die 30 Jahre Bühnenpräsenz der HipHopper einigermaßen nachgereift immer noch gut feiern.

Osten Am Samstag, dem 11. Juli startet das diesjährige „Jazz am Kaisersteg“-Programm: Jazz Berliner Provenienz zum Schnuppern umsonst und draußen in Oberschöneweide auf der Open-Air-Bühne am Kaisersteg, Hasselwerderstraße 22a. Gespielt wird bis 5. September alle zwei Wochen von 17 bis 20 Uhr, Programm: www.jazzkeller69.de.

Westen Musikalisch bunt sortiert sind die „20 Sunsets“ auf der Dachterrasse des Hauses der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10. Dazu gibt es Filmabende und Lesungen in einem Programm vom 16. 7. bis 23. 8., die Tickets sollten online unter www.hkw.de/tickets gebucht werden. (tm)

Manches aufgehoben, sehr vieles aufgeschoben: Man könnte meinen, dass der musikalische Sommer tatsächlich erst nächstes Jahr stattfindet.

Aber so lange muss man glücklicherweise nicht warten. Ein wenig tut sich eben doch mit Konzerten in der Stadt. Auf der Open-Air-Bühne der Ufa-Fabrik gibt es Betrieb, mit den entsprechenden Regeln fürs Abstandhalten und unter den sonstigen Vorkehrungen, die natürlich auch bei der vom Jazzkeller 69 veranstalteten Konzertreihe „Jazz am Kaisersteg“ beachtet werden sollten.

Umsonst und draußen

Auch in diesem Jahr wird hier an der Spree wieder eine Spielstätte für die Berliner Jazzszene geboten, umsonst und draußen, mit besten Gelegenheiten für eine freigeistig quertreibende Musik, die halt noch mehr Laune macht als ein nur brav fingerschnippender Jazz. Ab Samstag darf man sich bis 5. September alle zwei Wochen nach Oberschöneweide zum „Jazz am Kaisersteg“ aufmachen.

Auf Berliner Künstler*innen setzt man auch tiefer im Westen an der Spree im Haus der Kulturen der Welt (HKW), wo man mit der diesjährigen Wassermusik ein bereits komplett durchgeplantes und gebuchtes Festival abdriften sehen musste wegen der dazwischengrätschenden Krise.

Seit 2008 gibt es das Festival, bei dem man die Wasserwege rund um den Globus auf ihre musikalischen Qualitäten hin abhorcht – mit einem Programm, das sommerlich entspannt auch mit einem musikalischen Anspruch aufwartet, zu dem man meist recht gut tanzen kann oder wenigstens beschwingt tänzeln bei den Konzerten auf der Dachterrasse des HKW.

„Mississippi“ war in diesem Jahr als das musikalische Leitmotiv angekündigt. Nun aber klingt es erst mal nicht nach Blues und Cajun, auch das Wassermusik-Festival ist auf nächsten Sommer verschoben. Dafür hat man auf der Dachterrasse an der Spree mit „20 Sunsets“ eben ein Programm eingerichtet, das aus der Not geboren sein mag, mit einem Notprogramm aber wirklich nichts zu tun hat.

Eine Menge möglich

In der notwendigen Konzentration auf das Naheliegende vor der Haustür, eben die in Berlin ansässigen Künst­le­r*in­nen, lässt sich auch bei den „20 Sunsets“ wiederum die Welt musikalisch kartografieren, etwa mit der Mbira-Musik aus Simbabwe von Stella Chiweshe. Die unterschiedlichsten musikalischen Spielarten gibt es zu hören, vom sonnig gestimmten Indiepop von Kitty Solaris über den versponnenen, frisch für sich erfundenen Folk von Marla Hansen bis zu den musikalischen Experimenten der Vibrafonistin Els Vandeweyer.

Da ist musikalisch also eine Menge möglich auf der Dachterrasse des HKW. Mit den gebotenen Einschränkungen: Das mit dem Tänzeln muss man diesen Sommer mit den Ohren machen, weil halt bei der diesjährigen Runde bei den Konzerten gesessen wird. Mit dem nötigen Abstand. Deshalb finden nur 300 Menschen Platz, wo sich sonst bei den Wassermusikkonzerten meist über 1.000 vergnügten.

Am Donnerstag, den 16. Juli startet die Reihe, bei der es neben den Konzerten auch Filmabende mit Highlights aus dem Arsenal-Archiv und Lesungen gibt. Für 20 künstlerisch orchestrierte Sonnenuntergänge an der Spree im HKW bis 23. August.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.