Die AfD zerlegt sich

Nach der Kandidatur von Pazderski entzweit sich die Berliner AfD-Fraktion

Wenn das nicht so ­verdächtig nach links-grün versiffter So­zial­arbeit klingen würde, könnte die AfD-Fraktion wohl ganz gut eine Supervision gebrauchen: Es herrsche „ein Klima des Misstrauens und der Destruktivität“, heißt es in einem internen Schreiben, mit dem 9 der 22 Mitglieder der Fraktion im Abgeordnetenhaus gegen ihren Vorsitzenden Georg Pazderski aufbegehren. Sachliche Arbeit sei nicht möglich und die Zusammenarbeit nachhaltig beschädigt. Das Schreiben ist von Ende Juni, wie der Tagesspiegel berichtete, und richtet sich direkt an den Vorsitzenden. Durchgestochen wurde es für diesen zur Unzeit: Pazderski hatte gerade bekannt gegeben, dass er für die Berlin-Wahl 2021 als Spitzenkandidat antreten will.

Das Aufbegehren belegt auch, wie weit rechts die AfD Berlin steht. Der Vorsitzende inszeniert sich als gemäßigt und gilt als Gegner des angeblich aufgelösten rechten Flügels um Björn Höcke und Andreas Kalbitz. Entsprechend versucht fast die Hälfte der Fraktionsmitglieder, den ehemaligen Berufsoffizier abzusägen: „Fraktionsbeschlüsse werden von der Mehrheit des Vorstandes immer wieder hintertrieben, ausgesessen oder schlicht ignoriert“, heißt es. Hintergrund dürfte auch ein Streit über die Parteifinanzen sein. Sogar von Spaltung soll intern die Rede sein. Ob da Supervision überhaupt noch hilft? Gareth Joswig