heute in hamburg: „Es geht darum, viele Bilder von G20 zu haben“
Filmabend „Ich G20 Filme gucken + darüber reden“: 21 Uhr, Rote Flora
Interview Moritz Klindworth
taz: Herr Gerlach, ist Ihre Veranstaltung „Ich G20 Filme gucken + darüber reden“ ein nostalgischer Erinnerungsabend?
Rasmus Gerlach: Nein, überhaupt nicht. Das ist ein neu zusammengestelltes Kurzfilmprogramm mit verschiedenen Facetten, die G20 darstellen. Es ist eine neue Art der Betrachtungsweise, die auch zum ersten Mal die Sitzblockade am Schwanenwik miteinbezieht. Die war bisher ähnlich wie die Geschehnisse an der Osterstraße hinten runtergefallen. Die Sitzblockade am Schwanenwik am 7. Juli 2017 war ein erfolgreiches Happening. Es ging darum, die Zufahrtsroute von Trump zu behindern, und das ist gelungen.
Wollen Sie ein bestimmtes Bild vom Protest zeigen?
Wir wollen gern möglichst viele Stimmen zu Wort kommen lassen. Natürlich war es nicht möglich, ein Gesamtbild des Gipfels abzubilden. Ich hab im alternativen Medienzentrum FCMC mitgearbeitet und mich um die Filmprojekte gekümmert. Wir haben probiert, die Leute an verschiedene Brennpunkte des Gipfels zu lotsen, also möglichst viele interessante Konfliktherde abzubilden. Es geht nicht darum, ein einziges Bild zu haben, sondern viele Bilder.
Nach welchen Kriterien wurden die Filme ausgewählt?
Es ist schwierig zu erklären, welche Filme nicht im Programm sind. Ein Film, der nicht gezeigt wird, aber zu unserem Komplex gehört, ist zum Beispiel ein Super-8-Film. Der wurde beim Kurzfilmfestival gezeigt und hat damit eine ziemlich starke Prominenz erlangt. Wir haben uns aber auf die Filme konzentriert, die nicht so erreichbar sind und nicht so stark wahrgenommen wurden bisher. Der Film über die Sitzblockade am Schwanenwik ist eine Welturaufführung und ist uns deshalb wichtig.
Die Filme zeigen ganz verschiedene Formen kreativen Protests.
Rasmus Gerlach,56, dreht seit Mitte der 1980er-Jahre Dokumentarfilme.
Diese Filme sind auch selbst kreativer Protest. Sie sind sehr interessant bearbeitet und haben unterschiedliche Post-Produktionszeiten gehabt. Der erste Titel, „The People vs. G20“, war schon wenige Wochen nach dem Gipfel im Knust zu sehen.
Wie wird in den Filmen Polizeigewalt thematisiert?
Sie ist überall mit dabei. Ich bin froh, dass es durch Black Lives Matter thematisiert wird. Ich hab vor G20 den Film „Gefahrengebiete und andere Hamburgensien“ gemacht, und dieses Thema im öffentlichen Bewusstsein zu etablieren, war unheimlich schwer. Endlich gibt es dafür eine Demo- und Diskussionskultur.
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