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Bilanzskandal bei WirecardRücktritt von Vorstandschef Braun

Der Zahlungsdienstleister versinkt in einem Bilanzskandal shakespeareschen Ausmaßes. Der Vorstandschef bewahrt so etwas wie Haltung.

Nach Bilanzskandal shakespearescher Dimension mit bizarrem Firmenvideo tritt Markus Braun zurück Foto: Peter Kneffel/dpa

Früher hätte man vielleicht gesagt, die 30 Firmen im Deutschen Aktienindex gehören zur Corona der deutschen Wirtschaft. Aber daran kann sich nach Peanuts bei der Deutschen Bank, dem steuerhinterziehendem Post-Chef Klaus Zumwinkel oder VW-Dieselgate kaum noch jemand erinnern.

Und selbst Wirecard hat die Pandemie nicht genützt, in der viel mehr digital bezahlt wird. Weil Bezahlen via Smartphone oder Kreditkarte boomt, war die mausgraue Firma aus Aschheim bei München 2018 in die Aktienbundesliga aufgestiegen, die uralte Commerzbank dafür herausgeflogen. Bei jedem Bezahlvorgang kassiert der Konzern zwar nur 1,4 bis 1,7 Prozent der Summe. Aber: Läppert sich. Firmenchef Markus Braun galt als Visionär, der mit seinem Start-up miefigen Altbanken zeigte, wie Cash einfahren heute geht.

Doch gerade saufen Braun und Wirecard in einem Bilanzskandal shakespearescher Dimension ab – 5.000 Mitarbeiter sind mit an Bord. Immerhin: Braun tauchte nicht ab. In einem nicht unbizarren Firmenvideo versuchte er noch Donnerstagnacht angesichts des Dramas Haltung zu bewahren.

1,9 Milliarden Euro, etwa ein Viertel der gesamten Wirecard-Bilanz, sind nicht mehr nachweisbar, futschikato. Zwei Banken auf den Philippinen, wo das Geld liegen soll, dementierten, Geschäftsbeziehungen zu Wirecard zu haben. Die Veröffentlichung des Jahresberichts musste zum vierten Mal verschoben werden.

Nicht mal weinerlich

Wirecard drohen Klagewelle, Zerschlagung oder auch das Verbot aller Geschäfte. Braun sagte dennoch gefasst und mit auf dem Tisch nach oben gespreizten Händen, die Wirecard AG sei wohl „in einem Betrugsfall erheblichen Ausmaßes zum Geschädigten geworden“ – und klang nicht mal weinerlich.

Wie ein Blitzableiter wies er lange alle Schuld von sich. Und musste doch am Freitagmittag zurücktreten. Gerade war der Börsenwert seiner Firma binnen 36 Stunden um 10 Milliarden Euro geschrumpft. Passt genau: Braun hatte stets die Story verbreitet, Wirecard sei im Visier von Spekulanten, die von fallenden Kursen profitieren wollen. Für viele geht er als Held.

Respekt auch für die KollegInnen von der Financial Times: Die FT hat als Erste bereits vor gut einem Jahr auf Ungereimtheiten bei Wirecard hingewiesen. Und ist dabei geblieben.

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3 Kommentare

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  • Laut Wikipedia berät der Herr auch noch die Deutsche Bank. Das passt...

  • Es wäre ja zu schön gewesen, wenn an den seit längerer Zeit kursierenden Spekulationen zu Wirecard nichts dran gewesen wäre:



    Wieder einmal sieht man, dass die Verschiebung und das "Weiterreichen" von Geld nicht unbedingt Gewinn bringt und saubere Geschäfte dabei eher die Ausnahme bilden. Und wie üblich geben sich die "Verantwortlichen in den maßgeschneiderten Anzügen" als die Ahnungslosen von der Klippschule aus......



    Wer bei denen seine Kohle angelegt hat, muss einem nicht sonderlich leid tun..... Wer hätte es denn nicht ohnehin ahnen können!!!.

    • @denkmalmeckermalmensch:

      An der Serie "Bad Banks" kann man das eine oder andere aussetzen, aber im Kern passt die Story auch auf "Wirecard" ....