Dosenwurfurteil zu G20 erwartet

Polizist bewarf eigene Kollegen mit Bierdose – „aus Schiss“

Am Freitag ist vor dem Amtsgericht Hamburg-Altona der letzte Verhandlungstermin im Verfahren gegen einen ehemaligen Polizisten und eine weitere Person angesetzt, die während der „Welcome to Hell“-Demonstration beim G20-Gipfel 2017 zwei Bierdosen auf Polizist*innen geworfen haben sollen. Es wird erwartet, dass der Vorsitzende Richter Reinhard Kloß ein Urteil sprechen wird.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem damaligen Polizisten und der 31-jährigen Mitangeklagten versuchte gefährliche Körperverletzung und tätlichen Angriff auf Vollstreckungsbeamte vor. Nachdem die Polizei die Demonstration am Vorabend des G20-Gipfels aufgelöst und gewaltsam gegen Demonstrierende vorgegangen war, sollen die beiden Beschuldigten jeweils eine halbvolle Bierdose in Richtung der Polizei geworfen haben. Getroffen wurde dabei jedoch niemand.

Die Staatsanwaltschaft belegte beim vorhergehenden Verhandlungstag ihre Vorwürfe mit Videoaufnahmen der Polizei. Kolleg*innen des Angeklagten, der bei der Münchner Polizei arbeitete, hatten den 38-Jährigen auf den Videos einige Monate danach wiedererkannt. Mittlerweile ist er nicht mehr Polizeibeamter.

Die Angeklagten gaben über ihre AnwältInnen die Dosenwürfe zu. Sie beteuerten aber, sie hätten niemanden verletzen wollen. Schon bei der Vernehmung durch die Polizei hatte der Angeklagte sein Motiv genannt: „Ich hatte Schiss, selbst niedergeknüppelt zu werden.“ Die Verteidigerin der 31-Jährigen bezweifelte während des Verfahrens, dass die nur noch wenig gefüllte Dose ihrer Mandantin einen der Polizisten in Vollschutz hätte verletzen können.

Der 38-Jährige ist einer von nur zwei Polizist*innen, die für ihr Handeln während des Gipfels zur Verantwortung gezogen wurden. Dabei war der Angeklagte privat in Hamburg, der andere Polizist erhielt vom Gericht eine Verwarnung unter Strafvorbehalt, weil er einem Kollegen bei einem Streit während des Gipfels den Finger umgedreht haben soll. Wegen Gewalt gegen Demonstrierende oder Unbeteiligte gibt es noch immer kein einziges Verfahren. André Zuschlag