: In Bremen gibt’snur wenigLatzel-Fans
Nur etwa 500 Unterstützer*innen der Online-Petition zugunsten von Martini-Pastor Olaf Latzel kommen aus Bremen. Das geht aus den Angaben des Portals „Open Petition“ hervor. Die Petition wird auf zahlreichen evangelikalen Kanälen europaweit beworben. Knapp 17.000 Menschen in der Schweiz, Österreich, BeNeLux und Süddeutschland fordern, dass die von der Verfassung der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) garantierte Gemeindeautonomie auch erlauben soll, Minderheiten zu schmähen.
Aufgesetzt hat sie ein Kölner Student. Als gewichtigstes „Argument“ gilt den Unterstützenden ein falsch zitierter Passus aus dem Matthäus-Evangelium: „Sobald man nur einen Tüttel des Wortes Gottes in Frage stellt, oder in irgend einer Weise meint, dies verdrehen zu können, ... wehe dem“, dichtet ein Latzel-Fan. Auch der Vorstand der Martini-Gemeinde in Bremen hat das Disziplinarverfahren gegen den Pastor kritisiert. Er bewertet in einer Stellungnahme auf der Gemeinde-Homepage den Vorgang als Versuch, den Geistlichen „mundtot“ zu machen. Homophobie wird als „unverrückbare Glaubensgrundlage“ dargestellt. Das Verfahren verstoße gegen die BEK-Verfassung.
Eheseminar eines Zölibatären
Die BEK-Leitung wies das laut Evangelischem Pressedienst zurück. Der Kirchenausschuss sei Dienstherr des Pastors, das Disziplinarverfahren allein ein personalrechtlicher Akt infolge der strafrechtlichen Ermittlungen: Man warte jetzt deren Ergebnis ab. Im Disziplinarverfahren gebe es eine Reihe unterschiedlicher Sanktionen vom Verweis bis hin zur Entfernung aus dem Dienst, die Auswirkungen auf die Ruhebezüge hätte.
In einem „Eheseminar“ hatte der zölibatär lebende Latzel homosexuelle Menschen pauschal als Verbrecher bezeichnet. Zugleich hatte Latzel ihr Verhalten als „todeswürdig“ bezeichnet – ein biblischer Ausdruck, mit dem in der Geschichte die Ermordung vermeintlich Irrgläubiger und angeblicher HexerInnen legitimiert wurde.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf Volksverhetzung. Auch prüft sie Antrags-Delikte wie Verleumdung, Beleidigung und üble Nachrede: Der direkt von Latzel attackierte Christopher-Street-Day-Verein hatte sich entschieden, hier sein Recht geltend zu machen. Benno Schirrmeister, (mit epd)
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