: Vergessen kommt nicht infrage
Im Mai 2000 wurde Dieter Eich in seiner Wohnung in Buch von vier Neonazis misshandelt und erstochen. 20 Jahre danach wird noch immer an ihn erinnert – und zwar nicht nur in Buch, sondern auch bundesweit
Von Peter Nowak
„Dieter Eich, das war Mord – Widerstand an jedem Ort“, skandieren über 50 meist junge Menschen am Samstagnachmittag vor dem Bahnhof von Buch. „Niemand ist vergessen“ steht auf den mitgebrachten Wimpeln, die viele TeilnehmerInnen der Aktion tragen. Andere zeigen Plakate mit dem Konterfei von Dieter Eich. Neben niedergelegten Blumen ist dieses Plakat auch in unterschiedlichen Farben vor dem Eingang des Hauses zu sehen, in dem Eich in der Nacht zum 24. Mai 2000 in seiner Wohnung von vier Neonazis erst schwer misshandelt und dann erstochen wurde. Im Gerichtsprozess erklärten die Täter, sie hätten im Laufe des Abends nach Konsum großer Mengen von Alkohol beschlossen, „einen Assi zu klatschen“. Eich, ein älterer Mann, der sich nicht wehren konnte, wurde ihr Opfer.
Der Aktivist der Initiative Niemand ist vergessen, Martin Sommer, war bereits vor 20 Jahren dabei, als AntifaschistInnen die erste Kundgebung anmeldeten, die an Dieter Eich erinnerte. „Damals war ich gerade 18 Jahre alt und habe meinen ersten Text für eine antifaschistische Aktion verfasst“, erinnert er sich gegenüber der taz. 20 Jahre später gedenken viele junge AntifaschistInnen, die damals noch gar nicht geboren waren, des Opfers rechter Gewalt. Auch eine migrantische Familie, die in dem Häuserblock wohnt, in dem Eich ermordet wurde, beteiligt sich. Andere im Haus beobachten die Proteste hinter zugezogenen Gardinen.
Nach dem Ende der Kundgebung verharrt noch eine Gruppe älterer Menschen aus Buch im stillen Gedenken vor dem temporären Gedenkort am Hauseingang. Einer der Beteiligten bedauert, dass der Antrag, dort einen ständigen Gedenkort für Dieter Eich einzurichten, in der Kommune keine Mehrheit fand.
Doch die bundesweiten Aktionswochen für ein kreatives Gedenken an Dieter Eich gehen noch bis zum 16. Juni weiter. „In Berlin, aber auch in Köln und Hamburg haben AntifaschistInnen mit Graffiti, Postern und Plakaten an Eich erinnert und uns Fotos davon zugeschickt“, erklärt Martin Sommer. Sie werden auf der Homepage der Initiative berlin.niemandistvergessen.net veröffentlicht.
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