„Prävention geht im Haushalt los“

Sozialarbeiterin Juliane Moosdorf (38) arbeitet seit Februar im Frauenhaus in Brandenburg – und übernimmt den Staffelstab von Christel Mück-Hannemann

Die Arbeit mit Frauen und Mädchen fand ich schon im Studium spannend, ich hatte engagierte Professor*innen und Mentor*innen und mich viel mit Sexualpädagogik beschäftigt. Bevor ich ins Frauenhaus gekommen bin, habe ich Mädchensozialarbeit und Mädchenarbeit in der Stadt gemacht.

Für mich geht Prävention gegen Gewalt gegen Frauen mit gemeinsamem Wäschewaschen los, bei der Aufgabenverteilung im Haushalt. Ich finde es wichtig, dass die Sorgelast gleichmäßig zwischen Männern und Frauen verteilt ist. Geschlechtergerechte Pädagogik ist die Vorstufe.

Vieles im sozialen Bereich funktioniert gut, weil engagierte Menschen bereit sind, zu harten Bedingungen zu arbeiten. Das ist eine Stütze, auf der sich die Gesellschaft ausruhen kann. Ich finde, es müsste mehr Unterstützung in diesen Bereichen geben.

Ich möchte gute Arbeit leisten, aber nicht auf mein Familien- und Privatleben verzichten. Wenn ich das Bereitschaftstelefon habe, habe ich keine Freizeit. Natürlich ist das eine Belastung. Ich muss bei allem, was ich mache, überlegen, ob ich schnell wegkomme. Wenn ich zum Beispiel zu einem Geburtstag eingeladen bin, muss ich überlegen, ob es nicht zu weit weg ist – und ich könnte kein Bier trinken. Denn das Telefon kann jederzeit klingeln und ich weiß nie, was mich erwartet.

Die Arbeit ist vielfältiger, als ich gedacht habe. Die Geschichten sind immer anders, und es ist auch viel Beziehungsarbeit. Klar kann das auch traurig sein, aber wir sind ein gutes Team und fangen uns gegenseitig auf.

Viele Frauen, die Gewalt erleben, neigen dazu, das herunterzuspielen. Sie denken, mir ist ja gar nichts Schlimmes passiert, sie denken, sie schaffen das schon und dass ihnen keine Hilfe zusteht. Selten ist es ja auch so, dass gleich geprügelt wird, das hat oft eine Vorgeschichte. Durch die Beratungsarbeit wird ihnen dann oft das Ausmaß ihrer Erfahrung bewusst; das geht auch telefonisch.

Mir ist es wichtig, frauenpolitische Themen anzugehen und mich zu positionieren. Sozialarbeit ist immer auch Lobbyarbeit für diejenigen, die keine Lobby haben. Da versuche ich die Stimmen der Frauen zu bündeln um auf Missstände hinzuweisen. Alle Protokolle: Uta Schleiermacher