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Hoffnungen nicht klinisch bestätigt

Anti-Corona: Bayer produziert mehr Malariamittel

Von Luisa Kuhn

Am Donnerstag kündete Werner Baumann, Chef der Bayer AG, im Interview mit dem Handelsblatt an, das Medikament Resochin mit dem Wirkstoff Chloroquin auch in Europa herstellen zu wollen. Grund hierfür seien die wachsende Nachfrage und steigender politischer Druck. Bisher wurde das Mittel nur in Pakistan gefertigt, nun passe man auch europäische Produktionsanlagen an. „Wann und wo wir welche Mengen produzieren können beziehungsweise werden, klären derzeit unsere Experten in Produktion und Logistik“, teilte der Pharmakonzern auf Anfrage mit.

Indes hat die Arzneimittelbehörde der Vereinigten Staaten die Herausgabe und Verschreibung zweier Malariawirkstoffe – Chloroquin und Hydroxychloroquin – „durch Ärzte an im Krankenhaus liegende Jugendliche und Erwachsene mit Covid-19 genehmigt“. Dies erklärte das amerikanische Gesundheitsministerium vergangenen Sonntag.

Der Wirkstoff Chloroquin wurde bereits in den 1930ern zur Malariaprophylaxe entwickelt. Derzeit gibt es aber noch keine wissenschaftlichen Tests, die die Wirksamkeit des Medikaments bei der Behandlung gegen Covid-19 nachhaltig belegen.

Viele Expert*innen warnen nun davor, das Medikament vorschnell, ohne Bestätigung größerer klinischer Tests, einzusetzen, zumal beide Wirkstoffe erhebliche Nebenwirkungen hervorrufen können. Studien aus China, die eine erste Wirksamkeit der Wirkstoffe Chloroquin und Hydroxychloroquin andeuten, sollte man mit Vorsicht betrachten. Daten, die den Behauptungen der chinesischen Forscher*innen zugrunde liegen, wurden nach Angaben der WHO bisher von diesen nicht weitergegeben.

Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Charité Berlin, erklärte, man wisse schon lange, dass Chloroquin gegen das alte Coronavirus in Zellkultur wirke. Das Mittel soll optimalerweise jedoch nicht nur in der Petrischale, sondern auch in der Lunge des Patienten wirken. „Das ist jedoch viel komplizierter“, so Drosten.

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