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Jemens Huthis lehnen eine Waffenruhe ab

Die einen wollen es als großzügiges Friedensangebot verstanden wissen, die anderen sehen es als PR-Manöver: Die Huthi-Rebellen im Jemen haben die einseitig verkündete Waffenruhe der von Saudi-Arabien geführten Militärkoalition abgelehnt. „Wir halten die Waffenruhe für ein politisches und mediales Manöver“, um das Image der Koalition zu stärken, erklärte der Huthi-Sprecher Mohammed Abdelsalam dem Nachrichtensender al-Dschasira am Donnerstagabend.

Zuvor hatte die Militärkoalition verkündet, Angriffe gegen die Huthis einzustellen, um „das Leid des jemenitischen Brudervolks zu lindern und die Bemühungen zur Bekämpfung der Ausbreitung der Covid-19-Pandemie zu unterstützen“. Wenige Stunden nach der Ablehnung der Waffenruhe durch die Huthis meldete die von der Militärkoalition unterstützte jemenitische Regierung am Freitag einen ersten Coronafall in dem Land.

„Dies ist ein Moment, den wir alle befürchtet hatten und den wir vermeiden wollten, da der Jemen für die Bekämpfung dieses Virus kritisch unterausgestattet ist“, sagte Xavier Joubert, Jemen-Direktor der Hilfsorganisation Safe the Children, am Freitag. „Nur die Hälfte der Gesundheitseinrichtungen im Jemen ist noch voll funktionsfähig. Es gibt 700 Betten auf Intensivstationen, darunter 60 für Kinder, und 500 Beatmungsgeräte für eine Bevölkerung von etwa 30 Millionen.“ Er rief die Kriegsparteien auf, die Waffen niederzulegen.

Doch mit der Ablehnung der Waffenruhe durch die Huthis sieht es aus, als würden Kämpfe und Leid der Zivilbevölkerung weitergehen. „Solange die Blockade nicht aufgehoben wird, haben wir das Recht, unsere Raketensysteme, unsere See- und Luftverteidigung zu benutzen, inklusive der Drohnen“, sagte Mohammed al-Buchaiti, ein weiterer Huthi-Sprecher. Saudi-Arabien und seine Verbündeten haben eine Seeblockade über die von den Huthis kontrollierten Gebiete verhängt.

Die Koalition hatte im Jahr 2015 aufseiten der Regierung im Jemen interveniert, nachdem die vom Iran unterstützten Huthis weite Teile des Landes inklusive der Hauptstadt Sanaa unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Die Koalition gibt an, die Herrschaft der Regierung wiederherstellen zu wollen. Bei den Angriffen sind regelmäßig auch Zivilisten getötet worden. Allein seit Januar wurden mehr als 40.000 Menschen innerhalb Jemens vertrieben. Die Bedrohung durch Corona kommt zu einer Cholera-Epidemie hinzu, die seit 2017 die notleidende Bevölkerung im Jemen betrifft. Seit 2019 nehmen die Fallzahlen wieder zu. Jannis Hagmann

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