: Spitzmaus und Igel atmen auf
In Norddeutschland bleiben die traditionellen Osterfeuer aus
Heidnisch oder gerade nicht? Hat, wieder mal, die in so was schrecklich praktische Christusgefolgschaft mal eben ein vorgefundenes Winterende-Sonnwende-Frühlingsirgendwas zum Symbol ihres Lichtbringers umgelabelt? Und spielt das alles überhaupt eine Rolle – im Jahr des Virus? Nicht gleich Ostern an sich fällt ja aus, aber die „traditionellen Osterfeuer“ dürfen nicht brennen. Als Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) das neulich bekannt gab, glaubte es vielleicht noch nicht jede*r – es war am 1. April. Aber die Sache war ernst gemeint, untersagt ist im Flächenland jedes Verhalten, das anderthalb Meter Mindestabstand gefährdet, und „insbesondere“, so heißt es im behördlichen Druckwerk, „Gruppenbildungen, Picknick oder Grillen im Freien“. In einzelnen Orten können Osterfeuer am Tage abgebrannt werden, unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Auch in Bremen, Schleswig-Holstein und Hamburg bleiben die Holzhaufen kalt, wobei das nördlichste Bundesland, anders als in anderen derartigen Fragen, ein Schlupflöchlein gewährt: Auf Privatgrundstücken sind kleine Feuer erlaubt, wenn nur „naturbelassene Hölzer“ reinkommen und das Kontaktverbot beachtet wird, so hat es Hans-Martin Slopianka vom Kreis Nordfriesland der dpa gesagt – „Gäste einladen ist also verboten“.
Apropos: Eine gute Kandidatin dafür, sich zu empören übers geschändete, ahem, judäochristliche Kulturgut ist auffällig wortkarg – dabei hatte sich etwa die AfD in Norderstedt vergangenes Jahr noch zuverlässig erregt über „grüne Umweltideologen“. Lies suchte jetzt die gar nicht arg hochschlagenden Wogen zu glätten, indem er, dem Auferstehungsfest angemessen, auf Hoffnung setzte: „Osterfeuer können nach der Corona-Krise abgebrannt werden.“
Das wiederum mögen jene nicht, denen es ganz recht ist, wenn das rituelle Qualmen ausbleibt. So wies Niedersachsens Nabu auf die Gefahren hin für Vögel und Igel, unter anderem: Die nisten und brüten und überhaupt tummeln sich im aufgeschichteten Brennstoff. „Der spätere Zeitpunkt erhöht zudem die Wahrscheinlichkeit einer erhöhten Wald- beziehungsweise Grasland-Brandgefahr“ – dazu fehlt es diesen protestantischen Norddeutschen schlicht an Gottvertrauen. Alexander Diehl
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