heute in hamburg: „Den Patriarchen in den Arsch treten“
Daniela König, 29, ist die Regisseurin von „Waterproof“. Sie ist selbstständige Dokumentarfilmregisseurin und Selbstverteidigungstrainerin für Frauen.
Interview Nathalie Haut
taz: Frau König, was hat Sie motiviert, einen Film über jordanische Klemperinnen zu drehen?
Daniela König: Meine Motivation war anfangs zumindest, Stereotypen abzubauen. Es hat mich extrem geärgert, wie viele Stereotypen über muslimische Frauen in Deutschland existieren. Ich wollte starke Frauen zeigen. Ich bin davon überzeugt, dass es noch nicht genug Geschichten über starke Frauen gibt, egal wo auf der Welt.
Warum haben Sie den Film nicht in Deutschland gemacht?
Ich war 2014 in Israel und hab mich da in die arabische Kultur verliebt und auch viele außergewöhnliche und starke arabische Frauen getroffen. In Jordanien bin ich dann auf die Klempnerinnen gestoßen und hab einfach gesehen: Das ist Filmmaterial, weil die Emanzipation und das Arbeiten in einer „Männerdomäne“ mit der Wasserkrise zusammenläuft. Aber natürlich ist es ein universelles Thema. Es geht um Frauen, die in „Männerberufen“ arbeiten und den Patriarchen kräftig in den Arsch treten.
Können Sie erklären, wie der Mut und Unternehmergeist der Frauen im Film sichtbar wird?
Dokumentarfilm „Waterproof“ und Diskussion mit der Filmemacherin Daniela König: 20 Uhr, Lichtmess-Kino, Gaußstraße 25, Eintritt 5 Euro
Man sieht diese drei Frauen miteinander arbeiten, es gibt im Film drei Protagonistinnen Khawla, Rehab und Aysha. Khawla hat eine andere Lebensrealität als ihre Assistentinnen. Sie ist ein bisschen privilegierter, hat sich ihren Unternehmergeist auch viel von ihrem Mann abgeguckt, der selbst ein handwerkliches Unternehmen hat. Dann macht sich auch Aysha selbstständig und bringt den Mut auf, allein loszuziehen und ihre Karten zu verteilen. Sich den Reaktionen der Menschen zu stellen und einfach mal an Häuser anzuklopfen, ist ein extremer Schritt, nicht nur für Frauen in Jordanien, sondern generell für Frauen.
Warum haben die Frauen sich den Beruf Klempnerin ausgesucht?
Sie wissen, dass sie damit auch etwas Gutes tun können und damit eine Marktlücke gefunden haben. Das wird auch im Film klar. Hausfrauen in Jordanien, die allein zu Hause sind, können nicht einfach einen männlichen Klempner anrufen, wenn der Ehemann nicht zu Hause ist. Da die Männer tagsüber arbeiten, bleiben die tropfenden Wasserhähne oder kaputten Leitungen unrepariert. Die Entdeckung dieser Marktlücke trägt viel dazu bei, die Wasserkrise in Jordanien einzudämmen.
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