: Tui spürt Boeing-Krise
Der weltgrößte Reisekonzern erwartet keine baldige Auslieferung des Unglücksfliegers 737 Max. Er profitiert von der Insolvenz des Konkurrenten Thomas Cook
Das Flugverbot für den Unglücksflieger Boeing 737 Max trübt weiterhin das Geschäft des weltgrößten Reisekonzerns, Tui. „Der Ausfall bedeutet einen enormen wirtschaftlichen Schaden“, sagte Tui-Chef Fritz Joussen bei der Hauptversammlung am Dienstag in Hannover. Hoffnung macht Tui dagegen der Reiseabsatz im Sommer, der nach der Insolvenz des Rivalen Thomas Cook deutlich steigen soll.
Die Boeing-Krise belaste den Tui-Konzern in diesem Jahr mit rund 350 Millionen Euro, sagte Joussen. Im vergangenen Geschäftsjahr waren es rund 300 Millionen Euro. „Das sind sehr hohe Werte, sie liegen aber für dieses Jahr innerhalb unserer Prognose.“ Derzeit werde mit Boeing über Schadenersatz verhandelt. Für das laufende Geschäftsjahr bis Ende September geht Tui von einem Gewinn zwischen 850 Millionen und 1,05 Milliarden Euro aus.
Besserung ist bei den Fliegern noch nicht in Sicht. „Wir erwarten in diesem Geschäftsjahr keine Auslieferung der Max-Jets mehr“, sagte Joussen. Bis zu 34 Flugzeuge des Typs 737 Max müsse Tui dieses Jahr ersetzen. Der Tui-Chef sicherte aber zu: „Wir fliegen unseren Flugplan und streichen keine Flüge.“
Die Buchungen zeigten, dass das operative Geschäft nach der Insolvenz von Thomas Cook gut laufe. Nach dem Ende von Cook habe Tui „praktisch sofort deren Hotels in unser Programm aufgenommen“. Der Januar 2020 sei zudem „der mit Abstand beste Buchungsmonat der Firmengeschichte“ gewesen, sagte Joussen. „Der Reisemarkt in Deutschland und Großbritannien wird voraussichtlich schrumpfen, aber wir werden Marktanteile gewinnen.“
KritikerInnen monieren die Art des Tourismus, an der Tui verdient. So protestierte die Tierrechtsorganisation Peta vor der Tui-Arena mit Videos aus Delfinarien und Slogans wie „Tui profitiert vom Leid der Orcas“. Auch das wachsende Kreuzfahrtgeschäft stößt Umweltschützern sauer auf. Die Geschäfte von Tui seien „derzeit nicht mit den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens vereinbar“, sagte Daniel Rieger von der Naturschutzorganisation Nabu vor der Hauptversammlung. (dpa)
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