Stefan Hochgesand fährt U1 mit den Pet Shop Boys
: Prima Musik zum Vorglühen

So passend, dass die Pet Shop Boys ausgerechnet die U-Bahn-Linie 1 gewählt haben! Auf dem ersten Track auf ihrem gerade erschienenen neuen Album „Hotspot“ fahren sie „from Uhland to Warschauer Straße“, wie sie in „Will-o-the Wisp“ verraten.

Und ganz in der Nähe der Warschauer Straße sind ja auch viele Orte, die die Auch-Berliner Pet Shop Boys besonders schätzen: die Monster Ronsons’s Karaoke Bar, das Astra für Konzerte und das Berghain, wo auch mal die von den Pet Shop Boys keineswegs betriebene, aber gern frequentierte Partyreihe „Pet Shop Bears“ gastierte, mit „Schwulipop deluxe“, wie es auf der Berghain-Seite hieß.

Vor allem aber passt die U1 deshalb besonders gut zu den Pet Shop Boys, weil diese Linie selbst ein Zwitter ist: irgendwie schon noch underground (von Uhlandstraße bis Nollendorfplatz) – im Grunde aber natürlich längst nicht mehr untergründig (von Nollendorfplatz bis Warschauer Straße). Ein bemerkenswertes Detail in diesem Zusammenhang ist, dass am Nollendorfplatz (ab wo die U1 sich sozusagen nicht mehr versteckt) einer der größten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts gelebt hat, Christopher Isherwood („Goodbye to Berlin“) – der sich ebenfalls aus seinem Versteck wagte, mit seinem Coming-out als schwuler Mann, wenn auch eher spät. Auch das eine Pa­rallele mit den Pet Shop Boys.

Obendrein ist die U1 wochenends eine richtige Partylinie, mit all den Club Kids auf ihrem Weg zu den Tanzböden. Und eine Partylinie sind auch die Pet Shop Boys, weil sich ihre Songs so gut wie keine sonst zum Vorglühen eignen. Aber die U1 ist sogar unter der Woche und tagsüber ein prima Ort, um Menschen kennenzulernen, denn man sitzt ja schon sehr dicht beieinander. So viel Blickkontakt gibt’s ansonsten vielleicht nur, wenn man zusammen „It’s a Sin“ der Pet Shop Boys schmettert. Vielleicht im SchwuZ oder im SO36.

Ja, die Pet Shop Boys. Sie haben das neue Album in Berlin aufgenommen. In den Hansa Studios nahe am Potsdamer Platz, wie seinerzeit David Bowie. Der Videoclip zur Power-Disco-Hymne „Dreamland“ ist im U-Bahnhof Alexanderplatz entstanden. Und „Hotspot“ endet auch in Berlin, wo es begonnen hat: „Wedding in Berlin“ heißt der finale Track. Allen Menschen in Wedding, die jetzt befürchten, dass die Jungs aus der Tierhandlung singen würden, dass der Wedding nun aber wirklich kommt (und damit zwangsweise die Preise hochgetrieben werden), sei aber Entwarnung gegeben: Es geht nicht um den Stadtteil. Sondern um eine Hochzeit. Da hilft nur tanzen und Reis werfen!