Konflikt zwischen Taiwan und China

Die zwei großen Volksparteien bestimmen die Bühne

Der Konflikt zwischen der Volksrepublik China und Taiwan geht auf das Ende des chinesischen Bürgerkriegs im Jahr 1949 zurück. Damals gewannen die chinesischen Kommunisten die Macht auf dem Festland, und Mao Zedong rief auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking die Volksrepublik China aus.

Viele Anhänger:innen der Kuomintang (KMT, Nationale Volkspartei) flohen nach Taiwan und gründeten dort die Republik China. Taiwan versteht sich seither als souveräner Staat, die Volksrepublik China hingegen erhebt Anspruch auf die Insel und sieht Taiwan als „untrennbaren Teil chinesischen Territoriums“ an.

Bis 1971 wurde China bei den Vereinten Nationen durch Taiwan vertreten, dann trat eine Resolution in Kraft, die die Volksrepublik zur alleinigen Vertreterin Chinas machte. Seitdem ist Taiwan diplomatisch weitgehend isoliert. Die USA gelten weiterhin als stärkster Verbündeter des Landes, obwohl auch diese 1979 die diplomatischen Beziehungen zu Taiwan abbrachen.

Heute unterhält die Republik China nur noch zu 15 Staaten wie Nicaragua, Paraguay und Haiti sowie dem Vatikan diplomatische Beziehungen. Die fehlende internationale Anerkennung ist ein großes Problem für jene politischen Kräfte, die den Inselstaat von der Volksrepublik China unabhängig machen wollen.

Von 1949 bis 1987 galt in Taiwan das Kriegsrecht. Die KMT übte eine Einparteienherrschaft aus. Erst seit 1996 wird das taiwanische Staatsoberhaupt direkt vom Volk für die Dauer von jeweils vier Jahren gewählt. Obwohl es in der Republik China ein Mehrparteiensystem gibt, bestimmen vor allem die beiden großen Volksparteien die politische Bühne. Die amtierende Präsidentin Tsai Ing-wen gehört der eher chinakritischen Demokratischen Fortschrittspartei (DPP) an. Aktuelle Prognosen sehen sie deutlich vor ihrem Kontrahenten Han Kuo-yu von der KMT – auch aufgrund der Proteste in Hongkong seit dem Sommer 2019. Lin Hierse