piwik no script img

die gesellschaftskritikEin Erfolg für die #MeToo-Bewegung

Die Staatsanwaltschaft von Los Angeles erhebt nun auch Anklage gegen Harvey Weinstein

Der vergangene Montag stellt für die #MeToo-Bewegung eine Zäsur da. Denn nach mehrfacher Verschiebung und einem Moment, in dem es so aussah, als würde er gar nicht mehr stattfinden, hat nun der Prozess gegen den Ex-Filmproduzenten Harvey Weinstein in New York begonnen. Angeklagt wegen mutmaßlichen Missbrauchs und Vergewaltigung in zwei Fällen.

Und kurz nach dem Ende des ersten Prozesstags passierte noch etwas. Denn auch die Staatsanwaltschaft von Los Angeles erhebt nun Anklage gegen Weinstein. Es geht um eine mutmaßliche Vergewaltigung und sexuelle Nötigung im Jahr 2013.

Für die #MeToo-Bewegung ist das ein Erfolg. Diese kam 2017 durch die Vorwürfe gegen Weinstein, worüber die New York Times und der New Yorker berichteten, auf. 80 Frauen haben seitdem Vorwürfe gegen den Filmmogul erhoben, Weinstein streitet alle ab. Viele dieser Betroffenen können keinen Prozess anstreben, ihre Fälle sind verjährt oder nicht strafrechtlich relevant.

Der Prozess in New York gegen den 67-Jährigen ist der erste und bisher einzige seit dem Aufkommen der #MeToo-Bewegung. Gerade deswegen ist ein aufmerksames Hinschauen notwendig.

Entgegen der Meinung einiger geht es bei #MeToo nicht um Männerhass, sondern um den Kampf für eine gleichberechtigte und gewaltfreie Gesellschaft. Dafür ist auch die Justiz unerlässlich. Damit diejenigen, die ihre Macht missbrauchen, die Konsequenzen spüren. Lange Zeit konnten sich Betroffene sexualisierter Gewalt nicht darauf verlassen. Stattdessen sahen sie ein System, das versagt. Ein System, in dem Betroffenen nicht geglaubt wird, Polizeireviere und Gerichtssäle von Männern dominiert sind und der Thematik der sexualisierten Gewalt zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde.

Dass sich daran – wenn auch langsam – etwas verändert, zeigen die juristischen Schritte gegen Weinstein. Falls es in dem Prozess in der Filmmetropole zu einer Verurteilung Weinsteins kommt, läge die Höchststrafe bei 28 Jahren. In dem Prozess in New York droht ihm bis zu lebenslanger Haft. Hier geht es aktuell um die Wahl der zwölf Geschworenen. Unabhängig davon, wie die Prozesse ausgehen mögen, für Rose McGowan, eine Schauspielerin die Weinstein des Missbrauchs beschuldigt, ist der vergangene Montag jetzt schon „ein Moment der Gerechtigkeit“. Carolina Schwarz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen