Olympische Spiele 2024: Fünf Ringe für Teahupoo

Die Surf-Wettbewerbe der Olympischen Sommerspiele von Paris finden im Südpazifik statt. Für Coolness und Spektakel ist den Olympiern kein Weg zu weit.

Ein Surfer gleitet auf seinem Brett durch eine sich brechende Welle

Könner: Der Australier Mick Fanning kennt den Surf-Spot Teahupoo schon Foto: reuters

„Sportliche Gesichtspunkte“ haben den Ausschlag für Tahiti gegeben. So hat das Pariser Organisationskomitee begründet, weshalb die Surf-Wettbewerbe der Olympischen Spiele 2024 an die 15.760 Kilometer entfernte Pazifikinsel vergeben wurden. Das ist freilich eine putzige Begründung. Zumal der Surfspot Teahupoo auf Tahiti wegen des gefährlich hohen Wellengangs bislang nicht im Wettkampfkalender der Frauen auftaucht. Man ahnt schon: Es geht vor allem um das Spektakel und die Bilder davon, die in die weite Welt ausgestrahlt werden.

Der Coolness-Faktor der Weltspiele soll in die Höhe getrieben werden, weil mit ihm auch die Profite wachsen. Ob das gelingt, ist auch eine Frage der Inszenierung. Nächstes Jahr bei den Sommerspielen in Tokio feiern die Surfer ihre olympische Premiere. In Paris mag man zudem daran Gefallen finden, dass weltweit Tahiti als der französischen Landkarte zugehörig wahrgenommen wird.

Spektakel vor Sicherheit, Kommerz vor Bescheidenheit, Größenwahn vor Kompaktheit, dazu der imperiale Gestus. Die künftigen Ausrichter der Olympischen Spiele scheinen mit ihren Plänen all diejenigen zu bestätigen, die schon lange größten Unmut gegenüber dem größten globalen Sportevent hegen.

Doch selbst die Nostalgiker, die den guten alten olympischen Geist beschwören, den man einst im Olympischen Dorf einatmen konnte, wo alle Sportler aller Nationen am Lagerfeuer zusammenfanden, müssen einräumen, dass es sich sowohl in der Innenstadt von Paris als auch in den Vororten schlecht surfen lässt. Die Segelwettbewerbe der Olympischen Spiele 1980 in Moskau fanden an der Ostsee im heutigen Estland, nahe Tallinn, gut 870 Kilometer Luftlinie von Russlands Hauptstadt entfernt, statt.

Kein Geist nirgends

Das ist schon immer das Schicksal von Bewerberstädten aus dem Landesinneren gewesen. Der olympische Geist von Paris hätte sich wohl ebenso auf dem Weg von der Haupstadt an die baskische Küste nach Biarritz, das sich auch für die Surf-Wettbewerbe 2024 bewarb, verflüchtigt. 15.000 Kilometer mehr oder weniger – das ist dann fast schon einerlei.

Und warum nicht mal ein olympischer Versuch auf Tahiti angesichts der fast 200 Atombombenversuche Frankreichs im Südpazifik zwischen 1966 und 1996, welche die Zahl der Krebserkrankungen auf Tahiti beträchtlich steigen ließ? Mit dem olympischen Gebot der allgemeinen Teilhabe ließe sich obendrein argumentieren. „Das ist eine tolle Überraschung und eine Anerkennung unserer Geschichte“, sagte Lionel Teihotu, der Präsident des Surfverbands Tahitis nach dem Entscheid aus Paris.

Nun, auch diesem Mann wird das Organisationskomitee vielleicht noch einmal versichern: „Sportliche Gesichtspunkte“ haben den Ausschlag gegeben. Was denn auch sonst?

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