piwik no script img
taz logo

Wohl dem, der eine Immobilie hat

Alleinerziehende und RentnerInnen geben in Bremen über 40 Prozent ihres Einkommens fürs Wohnen aus, zeigt eine Umfrage der Arbeitnehmerkammer. Wer viel verdient, ist weniger mit solchen Kosten belastet

Teurer Wohnen

Das Verhältnis von Einkommen und Bruttokaltmiete hat die Hans-Böckler-Stiftung für 77 deutsche Großstädte analysiert.

Bremen liegt in dieser Studie auf Platz 5, Bremerhaven auf Platz 6 der teuersten Städte – hinter Düsseldorf, aber noch vor Hamburg und München.

Jeweils rund 47 Prozent der MieterInnen in Bremen und Bremerhaven geben über 30 Prozent ihres Einkommens für die Miete aus, so die Studie.

Von Jan Zier

Fast ein Drittel aller Haushalte im Land Bremen gibt inzwischen mehr als 40 Prozent des zur Verfügung stehenden Einkommens für Warmmiete und Strom aus. Das geht aus einer gestern veröffentlichten Studie hervor, für die die Arbeitnehmerkammer im Frühjahr zusammen mit dem Statistischen Landesamt 3.351 Haushalte befragte.

Stark belastet sind demzufolge vor allem Alleinerziehende, allein wohnende RentnerInnen, aber auch jeder fünfte Arbeitnehmerhaushalt. „Es ist richtig, wenn die Koalition wie angekündigt den Anteil von Sozialwohnungen auf 30 Prozent anheben will“, sagte Ingo Schierenbeck, Hauptgeschäftsführer der Arbeitnehmerkammer.

Wer zur Miete wohnt, gibt laut dieser Umfrage etwa 33 Prozent des Einkommens für Wohnkosten aus. Die Belastung von Eigentümer-Haushalten liegt dagegen deutlich niedriger – in Bremen liegt sie bei 20 Prozent, in Bremerhaven bei 24 Prozent.

Je höher das Haushaltsnettoeinkommen, desto geringer ist auch die Belastung durch die Wohnkosten: ArbeitnehmerInnenhaushalte in Bremen, die mit maximal 1.500 Euro im Monat auskommen müssen, geben laut der Studie 42,7 Prozent ihres Einkommens fürs Wohnen aus. Wer 3.000 bis 3.500 Euro im Monat zur Verfügung hat, bei dem sind es dagegen weniger als 24 Prozent. Nicht alle Menschen, die berechtigt sind, stellten auch Anträge auf Wohngeld, sagt die Arbeitnehmerkammer und fordert, das Instrument „offensiver zu bewerben“ und die Wohngeldstellen personell „angemessen“ auszustatten.

Durchschnittlich geben Alleinerziehende in Bremen knapp 42 Prozent fürs Wohnen aus, alleinstehende SeniorInnen fast 43 Prozent, in Bremerhaven sieht es ähnlich aus. Deutlich weniger belastet sind dagegen Paare unter 65 Jahre, aber auch ein Großteil der Familien mit Kindern – sie haben im Schnitt Wohnkostenbelastungen von unter 30 Prozent. Dies liegt vor allem daran, dass hier häufig zwei Personen erwerbstätig sind. Vergleicht man die Stadtteile, sind die Belastungen in Woltmershausen, Osterholz, der Vahr und in Gröpelingen am höchsten.

Schon jetzt beträgt der Anteil von EigentümerInnen bei den Arbeitnehmerhaushalten in Bremen und Bremerhaven etwa 50 Prozent. Und während lediglich 13 Prozent der befragten Mieterhaushalte in Bremen für Eigentum sparen, ist es bei den Arbeitnehmerhaushalten immerhin ein knappes Fünftel. Die Arbeitnehmerkammer fordert daher, „mehr leistbares Bauland auszuweisen“ – gerade in Bremen-Nord und in Bremerhaven.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen